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Mexiko: Menschenopfer waren für die Azteken unentbehrlich

Der mexikanische Präsident forderte vor zwei Jahren in einem Brief an den Papst und an Spaniens König Reue für die Eroberung Amerikas. In der Zeitschrift „La Nef“ antwortet der argentinische Professor Omodeo mit einem Verweis auf die grausamen Menschenopfer der Azteken.
Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador.
Foto: Javier Lira (NOTIMEX) | Der Papst und der spanische König sollen Mexiko für die Eroberung Amerikas um Entschuldigung bitten, forderte vor zwei Jahren der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador.

Der Papst und der spanische König sollen Mexiko für die Eroberung Amerikas um Entschuldigung bitten. Dies forderte vor zwei Jahren der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador. Die katholische Zeitschrift „La Nef“ veröffentlicht nun einen offenen Brief, den der argentinische Politologe, Historiker und Universitätsprofessor Marcelo Gullo Omodeo an Präsident Obrador richtet.

Darin erinnert der Historiker Obrador daran, dass der mexikanische Archäologe und ehemalige Direktor der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko, Alfonso Caso, bestätigt habe, dass „das Menschenopfer in der aztekischen Religion unentbehrlich war“. Man schätze, dass 1487 während der viertägigen Feierlichkeiten zur Einweihung des großen Tempels von Tenochtitlán zwischen 20.000 und 24.000 Personen getötet wurden. 

20.000 Menschenopfer jährlich

Der nordamerikanische Historiker Williams Prescott, der kaum der Hispanophilie verdächtigt werden könne, so Omodeo weiter, habe sogar noch eine erschreckendere Zahl für die Menschenopfer angegeben: „Als der große Tempel von Mexiko 1486 in Huitzilopochtli eingeweiht wurde, dauerten die Opfergänge mehrere Tage und 70.000 Opfer kamen ums Leben“, schrieb Prescott. Die Anzahl der jedes Jahr geopferten Menschen sei enorm gewesen, räumte Prescott ein, obwohl er laut Omodeo „einer der kritischsten Historiker in Bezug auf die spanische Eroberung war und einer der eifrigsten Verteidiger der aztekischen Zivilisation“. Praktisch kein einziger Autor schätze die Anzahl der Opfer auf unter 20.000 jährlich, und es gebe sogar welche, die sie auf bis zu 150.000 bezifferten. 

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Der nordamerikanische Anthropologe Marvin Harris schrieb in seinem berühmten Werk „Cannibals and Kings – Origins of Cultures“ – so zitiert Omodeo: „Die Kriegsgefangenen, die die Stufen der Pyramiden bestiegen, wurden von vier Priestern gehalten, mit dem Rücken auf den Steinaltar gelegt und ihre Brust wurde mit einem Messer durchtrennt (…). Dann wurde das Herz des Opfers– im Allgemeinen als noch schlagend beschrieben - herausgerissen (…). Der Leichnam wurde anschließend auf den Treppenstufen der Pyramide heruntergerollt“.

Was geschah weiter mit den geopferten Toten?, fragt Omodeo. Was machte man mit ihrem Körper? Der Anthropologe Michael Harner, der diese Frage „mit mehr Verstand und Mut als viele andere Experten analysiert“ habe, antwortete darauf: „Es ist wirklich absolut kein Geheimnis, was mit den Leichen geschah, da alle Berichte von Zeitzeugen weitgehend übereinstimmen: die Opfer wurden aufgegessen“.

Die Azteken als Unterdrücker-Nation

Und so ließen die zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten – Dissertationen und von weltweit renommierten Forschern verfasste Bücher -, über die wir heute verfügten, keinerlei Zweifel über die Tatsache, „dass es in Mesoamerika eine Unterdrücker-Nation gab – die Azteken – sowie Hunderte unterdrückte Nationen, denen die Azteken nicht nur ihre Rohstoffe entrissen – wie es alle Imperialismen der Geschichte taten – sondern auch ihre Kinder, ihre Brüder und ihre Schwestern …, um sie in ihren Tempeln zu opfern und ihre zerstückelten Leichen sodann in ihren Fleischereien zu verteilen, als ob es sich dabei um Schweinekoteletts oder Hähnchenkeulen handelte, damit diese Menschen der aztekischen Bevölkerung als gehaltvolle Nahrung dienten“, berichtet Omodeo.
Der aztekische Adel habe sich übrigens die Schenkel reserviert, während die Eingeweide dem Volk überlassen wurden: „Die wissenschaftlichen Beweise, über die wir heute verfügen, lassen daran keinen Zweifel. Die Zahl der Menschenopfer unter den von den Azteken unterjochten Völkern war so groß, dass sie mit den Schädeln die Wände ihrer Gebäude und ihrer Tempel bauten“, so der argentinische Historiker.  DT/ks

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