Wozu gibt es „Die Tagespost“ und warum brauchen wir sie heute mehr denn je? Die Kurzversion lautet: Um aus katholischer Perspektive auf den Menschen, seine Herkunft, seine Gegenwart und seine Zukunft zu blicken. Papst Benedikt XVI. drückte es 2020 anlässlich der Gründung der „Tagespost-Stiftung für Katholische Publizistik“ so aus: „Der Wahrheit verpflichtet, besteht die Berufung des Journalisten darin, Informationen so aufzubereiten, dass Menschen urteilsfähig werden. Katholische Journalisten beantworten dabei drängende Fragen und messen Ereignisse aus Kirche und Gesellschaft, in Politik, Kultur und Wirtschaft an dem, was immer gilt: an dem Fundament unseres Glaubens.“
Entscheidend für die „Tagespost": Die Ausrichtung am Glauben
Damit sind die entscheidenden Stichwörter gefallen: Was für andere große Tages- oder Wochenzeitungen etwa „transatlantische Bindung“, „Wirtschaftsliberalismus“ oder „Marxismus“ ist, ist für „Die Tagespost“ die Ausrichtung am Glauben, die Suche nach der Wahrheit und die Bildung der menschlichen Urteilsfähigkeit. Nicht, dass wir per se etwas gegen die transatlantische Bindung hätten (gegen Marxismus schon), nur bestimmt sie – oder irgendeine andere politische Grundidee – eben nicht die Blattlinie der Zeitung.
Überhaupt ist „Die Tagespost“ nicht in erster Linie politisch. Sie weiß, dass das Heil der Welt nicht in der Politik liegt, geschweige denn in politischen Parteien. Von der Ewigkeit aus betrachtet bietet die politische Auseinandersetzung nie endgültige Antworten – was sie nicht überflüssig macht. Unabhängig von politischen Stimmungen – auch in einzelnen kirchlichen Milieus – darf und muss „Die Tagespost“ daher alle Dimensionen des menschlichen Lebens in den Blick nehmen.
Nach Gottes Ebenbild geschaffen
Die katholische Perspektive gibt dabei durchaus eine klaren Bewertungshorizont: Als Christen glauben wir, dass jeder Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen ist. Aus diesem Grund besitzt er von seiner Zeugung bis zu seinem natürlichen Tod eine unverlierbare und unveräußerliche Würde, die ihm niemand nehmen kann oder absprechen darf. Weiter glauben wir, dass sich der Mensch dem Menschen erst in der Menschwerdung Christi ganz erschließt. Diese etwas sperrige Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils („Gaudium et Spes“) weist darauf hin, dass das wahre Verständnis des Menschen und seiner Berufung zum Kind Gottes nur durch die Offenbarung in Jesus Christus möglich ist.
Damit halten Christen einen wichtigen Decodierschlüssel zum Verständnis des Menschen in der Hand, der es ihnen oft ermöglicht hat, segensreich für die Menschheit zu wirken und Irrwege frühzeitig zu erkennen. Ohne die Offenbarung der Gottesebenbildlichkeit wären die westlichen Konzepte von Freiheit, Gleichheit an Würde und Menschenrechten nicht geboren worden – so sehr sie auch im Laufe der jüngeren Geschichte uminterpretiert oder entleert worden sein mögen (und es zeigt sich immer mehr, dass diese Konzepte ohne den christlichen Rückbezug auch nicht aufrechterhalten werden können).
Der heilige Papst Paul VI. hatte Recht
Dieser Schlüssel hat dafür gesorgt, dass die katholische Kirche 1937 in den Enzykliken „Mit brennender Sorge“ und „Divini Redemptoris“ gleichermaßen den Nationalsozialismus und den Kommunismus als atheistische, menschenverachtende Ideologien zurückgewiesen hat. Gläubige Christen ahnten bereits 1968, dass die sexuelle Revolution nicht zur Befreiung, sondern zu einer Herabwertung der Frau, der Gefährdung von Kindern und neuen Abhängigkeiten wie Pornografiesucht führen würde. All das hat sich bestätigt. Mittlerweile teilt auch so manche linke Feministin, wofür Papst Paul VI. mit „Humanae Vitae“ als rückständiger Chauvinist beschimpft wurde, nämlich dass die Pille das Risiko beinhaltet, besonders die Frau zum Sexualobjekt zu degradieren.
Mit demselben Decodierschlüssel als Richtschnur vertritt „Die Tagespost“ die Position, dass Abtreibung und aktive Sterbehilfe ein Unrecht sind und ein Mensch nie zum Vorteil eines anderen benutzt werden darf. Deshalb meinen wir auch jetzt schon sagen zu können, dass die Genderideologie scheitern und zahllose unglückliche Opfer hinterlassen wird.
„Vorsprung durch Wahrheit“
„Vorsprung durch Wahrheit“, so brachte es einer der geschätzten Kollegen zuletzt auf den Punkt. Anders ausgedrückt: Zu wissen, was die menschliche Person ist, ihre Stärken und Schwächen, Potentiale und Grenzen zu kennen, bewahrt davor, aufs falsche Pferd zu setzen. Dieses Wissen schenkt keine wahrsagerischen Fähigkeiten, aber ein gutes Gespür dafür, welche langfristigen kulturellen Tiefenströmungen das Leben der Menschen schleichend and dauerhaft verändern könnten – zum Guten wie zum Schlechten.
Die aktuellen wie längerfristigen Auswirkungen bestimmter Ideen oder Praktiken aus christlicher Sicht einzuordnen, hilft dabei, an den richtigen Stellen nach Lösungen für bestehende Probleme zu suchen und damit zu einer Gesellschaft beizutragen, die der menschlichen Person wirklich entspricht. Das gilt für die multiplen Krisen der heutigen Zeit ebenso wie für neue Technologien oder neue Ideologien. So glauben wir zu wissen, dass Selbsterlösungsfantasien und radikales Autonomiestreben am Ende immer scheitern werden. Dass der Transhumanismus nicht an sein Ziel gelangen wird, denn niemand lebt ewig und auch diese Welt wird einmal zu Ende gehen. Dass die Grenzen zwischen Mensch und Maschine auch „dank“ der Künstlichen Intelligenz möglicherweise immer mehr verschwimmen werden, aber nichts und niemand dem Menschen seine Seele rauben oder ersetzen kann.
Antworten auf drängende Fragen
Wie werden sich Digitalisierung und künstliche Intelligenz, der radikale demografische Wandel, die weltpolitische Neuordnung auf uns auswirken? Wie verändert sich die Gesellschaft, wenn sich spirituelle Angebote multiplizieren, aber gleichzeitig Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit zunehmen und alle Formen von Bindungen schwächer werden? Wo gibt es neue Ansätze zur Wissensvermittlung und welche müssen entwickelt werden angesichts der Tatsache, dass das allgemeine Bildungsniveau sinkt? Wie wird sich das Gesicht der Weltkirche wandeln, die gerade auf den Kontinenten wächst, wo der Druck auf Christen immer weiter steigt? Wie kann auch im „alten Europa“ ein neuer Frühling des Glaubens gefördert werden? Auf all diese Fragen wird „Die Tagespost“ richtungsweisende Antworten erarbeiten.
Mit dieser Positionierung übernimmt „Die Tagespost“ eine Korrektivfunktion zu fragwürdigen Trends des Zeitgeists – sei es in Fragen der Genderideologie, der Verhütungsmentalität oder des Wokismus – ohne sich deswegen in einer plumpen Modernismuskritik zu verlieren. Damit erhält sie auch über konfessionell gebundene Milieus hinaus Relevanz. Denn auch jenseits der Kirchenmauern ahnen gebildete Zeitgenossen, dass die mutwillige Demontage dessen, was das Abendland ausmachte, nicht ohne Schaden vonstattengeht und begeben sich auf die Suche nach Visionen dafür, wie unsere Zukunft aussehen könnte.
Unser Blick ist unverzichtbar
„Die Tagespost“ arbeitet mit den Mitteln der Publizistik auf eine Gesellschaft hin, in der die katholische Stimme laut und deutlich zu hören ist. Sie möchte dazu beitragen, dass jeder Mensch wenigstens die Möglichkeit erhält, Jesus Christus kennenzulernen und sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Deshalb ist „Die Tagespost“ nicht nur kühle Beobachterin, sondern selbst Akteurin der Neuevangelisierung. Sie lenkt den Blick auf Hoffnungsträger und neue Aufbrüche in der Glaubensverkündigung und liefert Anstöße, sich mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen. Wenn im eigenen Land innerkirchliche Streitigkeiten überhandnehmen, zeigt sie auf die Weltkirche und darauf, über welche Strahlkraft das Christentum weltweit verfügt. Für Menschen, die sich über den katholischen Glauben informieren möchten und Argumentationshilfen suchen, bleibt „Die Tagespost“ eine vorzügliche Quelle.
„Klarer Kurs“, so lautet das Motto der „Tagespost“, und dieser Kurs orientiert sich am katholischen Glauben. Diesem folgt die Zeitung in allen Fragen, die sich unmittelbar aus ihm ableiten: Lebensschutz, christliches Menschenbild, Menschenwürde und zentrale Glaubensinhalte. In vielen anderen Fragen – insbesondere solchen des politischen Tagesgeschäftes – bietet sie wohlbegründetes, mitunter auch hart erarbeitetes Orientierungswissen, stößt Debatten an und überlässt es den Lesern, sich ihr eigenes Urteil zu bilden.
Eine Zeitung, die sich nicht scheut, anzuecken
Diese Zeitung kann nicht jedem immer alles recht machen, denn das würde bedeuten, dass sie kein Profil hätte oder ihre Leserschaft vollkommen homogen wäre. Wir sind aber davon überzeugt, dass der spezifische Blick der „Tagespost“ auf das gestern, heute und morgen unverzichtbar bleibt. Christlich, aber nicht kirchlich; weltoffen, aber dem katholischen Lehramt verpflichtet; journalistisch, aber auch evangelisierend. Kritisch, aber nicht nörgelnd. Als neue Chefredakteurin freue ich mich auf diese herausfordernde Aufgabe und hoffe, dass Sie am Ende immer wieder sagen können: Gott sei Dank, dass es „Die Tagespost“ gibt!
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.