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Ein zweifelhafter katholischer Medienpreis

Auszeichnung für die Dokumentation über „Out in Church“. Das neue kirchliche Ideal wird preiswürdig. Die Aktivisten sind überflüssig.
Szene aus der ARD-Dokumentation «Wie Gott uns schuf»
Foto: EyeOpeningMedia (EyeOpeningMedia/rbb) | Szene aus der mit dem katholischen Medienpreis ausgezeichneten ARD-Dokumentation «Wie Gott uns schuf». Die Aktivisten von "Out in Church" waren zur Preisverleihung nicht eingeladen.

Man kann schon ernsthaft fragen, warum die Kirche eine Dokumentation über jene auszeichnet, die sie jahrelang, teils jahrzehntelang, hintergangen haben. Es geht um Menschen, die sicher an der Kirche gelitten haben, das soll nicht bestritten werden. Wer aber einen Arbeitsvertrag unterschreibt und von vornherein weiß, dass er bestimmte Rahmenbedingungen – hier die zur Arbeit in der Kirche gehörende kirchliche Morallehre – nicht erfüllen kann, jammert heute auf einem hohen Niveau, wenn der Arbeitgeber ihn dafür bestenfalls toleriert hat. Eine Entlassung wäre in vielen Fällen arbeitsrechtlich sicher möglich gewesen. 

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Die Frage der Wertschätzung

Der Toleranz weicht nun im Rahmen des synodalen Weges eine neue Wertschätzung. Queere Lebensgestaltungen sind das neue Ideal. Wer auf die althergebrachte kirchliche Moral hinweist, findet sich schnell als phobisch abgestempelt und ausgegrenzt. Nimmt man ernst, was die Botschaft dieser Preisvergabe an die Macher der Dokumentation „Wie Gott uns schuf – Coming-Out in der Katholischen Kirche“ sein soll, dann stellen sich durchaus neue Fragen. Wenn die Protagonisten dieser Dokumentation doch so sehr geschätzt werden, wie man immer angibt, warum lud man keinen Vertreter der Initiative „Out in Church“ zur Preisverleihung ein? 

Eine PR- Nummer

Es drängt sich der Eindruck auf, als schätze man weniger die Mitarbeiter, die einen über so lange Zeit getäuscht haben, als vielmehr die Optionen, die diese eröffnet haben. Eine positive PR- Aktion, dass die Kirche jetzt modern und divers ist, gehört sicher dazu. Gleichfalls die Tatsache, dass man dank der anstehenden Reform des kirchlichen Arbeitsrechts, die auf „Out in Church“ zurückgeht, jetzt endlich wieder auf dem engen Fachkräftemarkt für Pflegekräfte, Erzieher und Lehrer mitmischen kann. Lästige Fragen nach einem katholischen Lebenswandel braucht kein Personaler mehr stellen und kein Bewerber mehr fürchten. Ignoranz als Dank für die Türöffner dieser Option, so sieht nun einmal die Wirklichkeit aus. Am Ende haben sich nämlich auf der Preisverleihung wie immer die üblichen Verdächtigen nur wieder selbst gefeiert. Bei Sekt und Kanapees war man in der linksliberalen Medien- und Kirchenblase ungestört und unter sich. 

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Peter Winnemöller Deutsche Bischofskonferenz Katholische Kirche Out in Church

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