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Böhmermanns Hetze ist keine Satire

Es fällt schwer über den unverhohlenen Mordaufruf des Moderators zu lachen. Solche Pöbelei ist in keiner Weise komisch.
Jan Böhmermann
Foto: Christoph Hardt via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Der selbsternannte Komiker Jan Böhmermann pöbelt mal wieder gegen alle, die nicht links sind. Diesmal sogar mit dem Aufruf zum Notschlachten.

Am 16. Februar verabschiedete der Fernsehmoderator und selbst ernannte Komiker Jan Böhmermann seine Zuschauer mit den Worten: „Nicht immer die Nazikeule rausholen, vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen.“ Das Wortspiel sollte komisch wirken. Die eingeblendeten maschinellen Lacher versuchten auch, den Zuschauer zum Lachen zu motivieren. Denkende Menschen, von denen sicher nicht viele diese Sendung freiwillig verfolgen, haben später aus den Medien von der Entgleisung erfahren.

Alles Nazis

Es bleibt einem die Luft weg. Wer ist mit „Nazis“ gemeint? In der Vergangenheit konnte man als Beobachter schon einmal den Eindruck bekommen, dass Böhmermann den Begriff gerne etwas „weiter“ fasst und auch Bürgerlichen diesen Stempel aufdrückt. Dann der Terminus: „Keulen“ ist der Viehwirtschaft entnommen und bedeutet das massenhafte Notschlachten von Tieren zur Vermeidung einer Seuche. Bringt man beides zusammen, stellt sich die Frage: Sind für Böhmermann alle nicht-links denkenden Menschen eine Seuchengefahr, die durch Massentötung zur Seuchenabwehr zu beseitigen sind? Waren diesen Sätze als Mordaufruf zu werten?

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Die anschließend versuchte Ausrede, der Begriff „keulen“ meine in der Jugendsprache Masturbation, muss schon deshalb in die Hose gehen, weil dann der Abschiedssatz des vom ZDF als Comedian bezeichneten Böhmermann überhaupt keinen Sinn mehr ergeben würde. Und wahrlich nicht jede Sinnlosigkeit ist schon Satire.

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Foto: DT | Der Dicke Hund

Das böse Spiel mit der Reiz-Reaktionsmechanik

Alle derartigen Ausreden sind nur weitere Versuche zu verschleiern, dass sich Jan Böhmermann hier erneut als linkspopulistischer Hetzer gezeigt hat, der das böse Spiel mit der Reiz-Reaktionsmechanik nur zu gerne spielt, um anschließend in der Opferhaltung den von bösen Rechten Verfolgten geben zu können. Es ist so durchschaubar, dass es schon fast wieder langweilig wird.

Das ZDF wird  von Gebühren aller Bürger dieses Landes finanziert, die gesetzlich zur Zahlung dieses sogenannten Rundfunkbeitrages verpflichtet sind. Aus eben jenen Mitteln erhält Böhmermann jährlich 651 000 Euro plus Mehrwertsteuer. Er erhält dieses Geld für eine Sendung, in der auch die Menschen an den Pranger gestellt werden, die für sein Honorar mit ihren Gebühren aufkommen.

Das ZDF schweigt 

Nicht nur, dass es, trotz eines respektablen kritischen Medienechos, bislang mal wieder vom ZDF keine Stellungnahme dazu gibt, die Sendung bleibt – samt Aufruf am Ende –  noch immer in der Mediathek. Immerhin hat mit Marcel Luthe inzwischen ein ehemaliger FDP-Parlamentarier des Berliner Abgeordnetenhauses Strafanzeige erstattet. Auch die CDU hat sich über die Entgleisung beschwert.

Vielleicht kassiert Böhmermann jetzt auch mal wieder eine Programmbeschwerde wie schon im vergangenen Jahr. Aber: Alle diese Beschwerden lösen das Hauptproblem nicht. Böhmermann bewegt sich in einem Umfeld, in dem seine Sendungen nach wie vor wohl gelitten sind. Nun leben wir in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft, in der wir  auch mit Meinungen leben müssen, die uns zuwider sind. Das ist gut und richtig. Also muss man auch einen linkspopulistischen Pöbler ertragen. Wenn aber der Bürger dazu gezwungen wird, das Honorar für jemanden zu bezahlen, der zweifelhafte Aufrufe startet, die sich gegen diese Bürger richten,  dann ist das ein sehr dicker Hund.

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Peter Winnemöller Bundesverfassungsgericht CDU Nationalsozialisten

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