Pornografische Darstellungen gab es schon in der Antike. Vermutlich ist Pornografie sogar so alt wie die gefallene Menschheit selbst. Niemals in der Geschichte der Menschheit war Pornografie aber derart verbreitet und leicht zugänglich wie heute. Der Grund dafür ist das Internet und die Tatsache, dass man mit dem Smartphone praktisch an jedem Ort darauf zugreifen kann.
Geschäfte auf Kosten von Leib und Seele
Pornografie ist ein gewaltiges Geschäft: Pornhub, der Marktführer unter den pornografischen Video-Portalen, übertrumpft mit unglaublichen 3,5 Milliarden Zugriffen pro Monat sogar Netflix und Amazon und verdient sich mit den entsprechenden Werbeeinnahmen eine goldene Nase. Der Reibach geht auf Kosten der leiblichen und seelischen Integrität all jener, die sich als Darsteller zu einem bloßen Lustgegenstand degradieren lassen oder sich als Betrachter an dem erniedrigenden Schauspiel ergötzen – von Phänomenen wie Zwangsprostitution oder Rachepornos gar nicht erst zu reden.
Immense Gefahren birgt die ubiquitäre Verfügbarkeit von Pornografie aber vor allem für Minderjährige. Schon Grundschulkinder laufen heute Gefahr, ungewollt härtesten pornografischen Darstellungen ausgesetzt zu werden. Man muss kein Psychotherapeut sein, um zu erkennen, welchen Schaden die kindliche Seele an dieser Bilderflut nehmen kann; der gesunde Menschenverstand sollte ausreichen, um zu wissen, dass Kinder vor Pornografie zu schützen sind.
Eine einfache Lösung
Entgegen allen Unkenrufen, man könne das Internet nicht regulieren, ist es in den USA gelungen, Pornhub in die Schranken zu weisen. In insgesamt zwölf Bundesstaaten ist die Plattform nun nicht mehr zugänglich. Der Grund ist ganz einfach: Der Gesetzgeber hat Pornhub unter der Androhung finanzieller Haftung dazu verpflichtet, für eine verlässliche Altersverifizierung zu sorgen – per Mausklick zu behaupten, man sei volljährig, reicht nicht mehr aus.
Bedenkt man, dass es bereits mit einer solch einfachen Maßnahme möglich ist, dem Pornoriesen das schmutzige Geschäft zu vergällen, muss man sich als Europäer fragen: Warum wird das nicht auch bei uns gemacht? Die sonst so regulierungsfreudige EU könnte hier endlich einmal sinnvoll tätig werden. Das bereits beschlossene „Gesetz für digitale Dienste“ (Digital Services Act) will zwar auch Pornoseiten dazu verpflichten, stärker gegen illegale Inhalte vorzugehen. Das allein aber reicht bei weitem nicht aus, um unsere Kinder zu schützen. Auch bei uns braucht es daher Verifizierungsverfahren, die Pornhub und Co. in den digitalen Giftschrank verbannen, in den sie gehören.
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