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„Im Islam leben und sterben wir alle“

Goethes Verhältnis zum Koran: Vor 200 Jahren erschien der „West-östliche Divan".
Goethe und der Koran
Foto: Hendrik Schmidt (ZB) | Goethe sprach dem Koran seinen Gesetzescharakter ab und betonte das Poetische. Im Bild: die Goethe-Statue vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar.

Als Goethe vor 200 Jahren den „West-östlichen Divan“ bei Cotta veröffentlicht hat, schien er ganz in die islamische Welt eingetaucht zu sein. Nicht nur in seiner Forschung, auch in seiner Haltung. Am populärsten aus der Gedichtsammlung ist „Ginkgo Biloba“, dem er einen „geheimen Sinn“ zuspricht: „Fühlst du nicht an meinen Liedern/ Dass ich Eins und doppelt bin?“

Goethe betrieb intensivste Orientstudien

Goethe betrieb intensivste Orientstudien, traf sich mit Experten, machte arabische Sprach- und Schreibübungen. Goethes Ziel mit den zwölf Büchern des „West-östlichen Divan“ war es, „auf heitere Weise den Westen und Osten, das Vergangene und Gegenwärtige, das Persische und Deutsche zu verknüpfen, und beiderseitige Sitten und Denkarten übereinander greifen zu lassen“.

Er sah sich selbst als "Muselmann"

Goethe sah sich auch selbst als „Muselmann“. Er sprach dem Koran seinen Gesetzescharakter ab und betonte das Poetische. Auch sah der Weimarer Dichter große Ähnlichkeiten des Islam mit dem Christentum: „Die Einheit Gottes, Ergebung in seinen Willen, Vermittlung durch einen Propheten, alles stimmt mit unserem Glauben … überein.“ So schreibt er im „Buch der Sprüche“: „Im Islam leben und sterben wir alle.“

DT/ari

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