Franz Werfels Roman „Das Lied von Bernadette“ (1941) gilt bis heute als der am meisten verkaufte deutsche Roman. Es ist auch sein persönlichstes Buch, das der Jude Werfel als Dank für seine Rettung aus dem nationalsozialistischen Deutschland in der Emigration in Amerika geschrieben hat. Bei der Flucht über die Pyrenäen hatte Werfel Lourdes kennengelernt.
Zwischen Darwinismus und Ästhetizismus
Die einzig fiktive Figur des Romans, Hyacinte de Lafite, wird im Roman zur Projektionsfläche für den modernen Skeptizismus, denn Werfel war sich sicher, dass aus dieser Figur die Übel des 20. Jahrhunderts entsprungen sind. Für Lafite ist alles Religiöse in die Mühlen zwischen Darwinismus und Ästhetizismus gekommen.
Schließlich wird ihm klar, dass ihn sein eigener Hochmut zerstört hat. Das Gegenbild zu ihm ist Bernadette, über die Werfel schreibt: „An einem einfachen, holden Beispiel wird gezeigt, wie mitten in unserem skeptischen Zeitalter die göttlichen Kräfte wirken und ein unwissendes, aber geniales Geschöpf hoch über das gewöhnliche Maß hinausheben.“ Bernadette ist von der Gnade erwählt, und indem sie sich in Gott gegründet sieht, kann sie im Unterschied zu Lafite bestehen. DT/ari
Lesen Sie einen ausführlichen Beitrag über "Das Lied von Bernadette" in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".