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Ein Weinwettbewerb entscheidet über den Erben

Obwohl die Handlung der Apple TV+-Serie „Drops of God“ in der Weinwelt angesiedelt ist, geht es um vielschichtige Eltern-Kinder-Beziehungen.
"Drops of God"
Foto: Apple TV | Ein „Weinwettbewerb“ um das Erbe des Milliardärs Alexandre Léger. Teilnehmer: dessen Tochter Camille (Fleur Geffrier) und dessen Lieblingsstudent Issei (Tomohisa Yamashita).

Die Apple-Serie „Drops of God“ basiert auf einem japanischen Manga, der es auf die New-York-Times-Bestsellerliste schaffte. Adaptiert wurde er als Serie vom französischen Drehbuchautor Quoc Dang Tran („Call My Agent“, „Parallel Worlds“), der vor kurzem als erster französischer Drehbuchautor einen Vertrag mit Universal Studios zur Entwicklung von Projekten in englischer und französischer Sprache unterzeichnet hat. Regie führt der israelische Filmemacher Oded Ruskin („Die Schöne und der Bäcker“, „Absentia“).

Die Serie dreht sich um den „Weinwettbewerb“, den sich der Milliardär Alexandre Léger (Stanley Weber) ausgedacht hat, um den Erben seines legendären Weinkellers mit 87.000 Flaschen der besten Weine zu bestimmen. Die Teilnehmer und potenziellen Erben des Autors eines weltweit bekannten Weinführers sind Alexandres Tochter Camille (Fleur Geffrier), die ihn seit der Trennung ihrer Eltern, als sie neun Jahre alt war, nicht mehr gesehen hat, und Alexandres Lieblingsstudent Issei (Tomohisa Yamashita). Issei sieht seine eigene Zukunft in der Önologie, allerdings ist seine Mutter strikt dagegen.

Schnellen Sprüngen zwischen den Kontinenten

Ähnlich anderen neueren Serien zeichnet sich auch „Drops of God“ durch die Verwendung mehrerer Sprachen aus – hier Französisch, Japanisch und Englisch –, die sich ständig abwechseln. In Verbindung mit den schnellen Sprüngen zwischen den Kontinenten deutet die Serie darauf hin, dass sie in einer zunehmend „globalisierten“ Welt angesiedelt ist. Auffällig ist auch der häufige, manchmal allzu häufige Einsatz von Rückblenden, um die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren zu veranschaulichen.

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So lernt der Zuschauer in der vierten Folge die Geschichte von Alexandre kennen. Dies ermöglicht eine größere Identifikation mit dieser Figur, die bis dahin durch die Sichtweisen der beiden Hauptfiguren bekannt war.

Der Gegensatz zwischen Frankreich und Japan spielt eine wichtige Rolle nicht nur im Produktionsdesign: Die Farben und das Licht der französischen Weinberge kontrastieren mit der kalten Farbgebung der Innenräume in Tokio. Darüber hinaus setzt die Serie auch auf den Kontrast zwischen dem mediterranen und feurigen Charakter von Camille und der Zurückhaltung von Issei, der sich auf das hervorragende Schauspiel sowohl von Fleur Geffrier und Tomohisa Yamashita als auch von Manon Maindivide als Camille im Alter von acht Jahren und einer ganzen Reihe von Schauspielern in Nebenrollen stützt. Besonders bemerkenswert ist die Art und Weise, wie es Regisseur Oded Ruskin gelingt, die Emotionen auszudrücken, die Gerüche und Geschmäcker in Camille hervorrufen.

Interessante Annäherung an die Welt des Weins

Der Gegensatz zwischen der gefühlsbetonten Camille und dem kalt-ernsthaften Issei mag zwar manchmal zu klischeehaft erscheinen. Er ermöglicht jedoch, zwei Handlungsstränge zu entwickeln, die mit der auf den ersten Blick widersprüchlichen Persönlichkeit Alexandres verbunden sind. So wird die durch den Wettkampf ausgelöste Spannung in der Serie auch zu einer Spannung, die mit dem Familienbegriff zu tun hat. Die zu bestehenden Prüfungen bringen die beiden der wahren Persönlichkeit von Alexandre immer näher. Dazu bietet „Drops of God“ ¬– die Bedeutung des Serientitels wird erst in der letzten Folge enthüllt – außerdem eine interessante Annäherung an die Welt des Weins, die weniger konventionell wirkt als andere Filme und Serien.

„Drops of God“ legt den Schwerpunkt nicht auf eine lineare Erzählung. Sie untersucht vielmehr die Auswirkungen der Entscheidungen eines Mannes, die zu dem „Wettbewerb“ zwischen Camille und Issei führen. Ähnlich der Serie „Pachinko – Ein einfaches Leben“, die ebenfalls zu Apple TV gehört, werden die Mehrsprachigkeit und die Rückblenden nicht nur dazu verwendet, die getroffenen Entscheidungen und nach und nach enthüllten Geheimnisse zu kontextualisieren. Darüber hinaus werden dadurch die Zeitabschnitte und insbesondere auch die Beziehungen der Figuren zueinander etabliert, und nicht zuletzt auch die Handlung vorangetrieben. 

Befasst sich die äußere Handlung mit der Welt des Weinbaus, so konzentriert sich das eigentliche Sujet von „Drops of God“ auf die familiären Beziehungen und insbesondere auf die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, die auf vielschichtige Weise dargestellt werden.


„Drops of God“, Frankreich/Japan 2023. Drehbuch: Quoc Dang Tran. Regie: Oded Ruskin. Insgesamt acht Folgen mit je 50-59 Minuten. Auf Apple TV.

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José García

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