Das Flaggschiff der Handelsföderation im Star-Wars-Universum trägt den Namen „The Invisible Hand“, benannt nach jener unsichtbaren Hand, die Adam Smith zufolge den Markt in positive Bahnen lenkt. In der Welt der Sternenkrieger mag das besagte Schiff zur Fraktion der Schurken gehören, in der wirklichen Welt erweist sich die unsichtbare Hand hingegen wieder einmal als die eigentliche Heldin, sorgt sie doch dafür, dass die Star Wars-Serie „The Acolyte“ bereits nach einer Staffel eingestellt wird.
Wenn in diesem Zusammenhang davon die Rede ist, dass die Show „gecancelt“ wurde, so muss klargestellt werden, dass dies nichts mit dem Phänomen der „Cancel Culture“ zu tun hat. Bei letzterer werden Menschen oder Produkte aus der Öffentlichkeit verbannt, weil sie Ansichten vertreten bzw. repräsentieren, die dem Weltbild der Gutmenschen zuwiderlaufen. „The Acolyte“ hingegen war einfach nur ein wirtschaftliches Verlustgeschäft, und dass Sendungen abgesetzt werden, wenn sie keinen Gewinn abwerfen, ist ein Brauch so alt wie das Fernsehen selbst. Wenn jetzt Darsteller und Produzenten so tun, als seien sie Opfer eines rechten Kulturkampfs geworden, so ist dies nichts weiter als eine willkommene Ausrede für ihr eigenes Versagen.
Verluste gewohnt
Mit wirtschaftlichen Verlusten kennt sich die Hauptdarstellerin der Serie, Amandla Stenberg, bestens aus. Ihren „Durchbruch“ hatte sie 2018 mit dem Film „The Hate U Give“, der im Kontext der „Black Live Matter“-Bewegung spielt. Von der Kritik in höchsten Tönen gelobt, erwirtschafte der Film einen Verlust von knapp 40 Millionen Dollar. Das Ergebnis von „The Acolyte“ ist für die Darstellerin also gewissermaßen ein Déjà-Vu.
Stenberg erfüllt sämtliche Klischees der woken Bewegung. Zunächst outete sie sich als bisexuell, schwenkte aber einige Jahre später auf lesbisch um. Zugleich definiert sie sich als non-binär und verwendet die Pronomen „they/them“. Natürlich ist sie auch eine vehemente Gegnerin kultureller Aneignung und protestiert dagegen, dass weiße Frauen ihre Haare in afro-amerikanischem Stil tragen. Ach ja, nebenbei ist sie übrigens auch Schauspielerin.
Unterhaltung statt Botschaft
Und damit sind wir beim eigentlichen Grund dafür, dass „The Acolyte“ abgesetzt wurde. Die Serie wirkte eher wie ein Manifest des Wokismus als wie eine Fortsetzung der Star-Wars-Saga. Der legendäre amerikanische Filmproduzent Samuel Goldwyn (1879-1974) brachte es bereits vor über 50 Jahren auf den Punkt: „Pictures were made to entertain; if you want to send a message, call Western Union.“ – „Filme sind zur Unterhaltung da; wenn Sie eine Botschaft senden wollen, rufen Sie Western Union an.“
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