Der aus Emden stammende Starregisseur Wolfgang Petersen ist tot. Er erlag in Los Angeles einer Krebserkrankung, wie seine Assistentin am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
„Das Boot“ (1981) machte den damals 40-jährigen Wolfgang Petersen unter anderem wegen der sechs Oscar-Nominierungen international bekannt. Die aufwändige deutsche Produktion über das Schicksal einer U-Boot-Besatzung im Zweiten Weltkrieg mit Jürgen Prochnow und Herbert Grönemeyer in den Hauptrollen rief Hollywood auf den Plan. Ehe aber Petersen nach Kalifornien umzog, verfilmte er hautsächlich in den Bavaria Filmstudios Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ (1984), die zwar einige Auszeichnungen wie den Bayerischen Filmpreis gewann, aber bei der Kritik durchfiel – auch Michael Ende ließ seinen Namen aus dem Vorspann entfernen.
Blockbuster mit Spezialeffekten als Markenzeichen
In den Vereinigten Staaten drehte Wolfgang Petersen dann „Enemy Mine – Geliebter Feind“ (1985), einen Film über eine wunderbare Freundschaft unter Science-Fiction-Gewand, der bereits aufwändige Spezialeffekte einsetzte.
Sogenannte Blockbuster mit großem Spezialeffekteinsatz wurde denn auch das Markenzeichen von Wolfgang Petersen in Hollywood, ob als patriotisches Epos wie „Air Force One“ (1997), in dem der US-Präsident im Alleingang sein Flugzeug vor Terroristen rettet, oder als Action-Thriller über einen Virusausbruch in „Outbreak – Lautlose Killer“ (1995) oder auch als Monumentalfilm in „Troja“ (2004), der trotz seiner Schwächen – die Figuren agieren viel zu sehr wie Menschen des 21. Jahrhunderts – der größte kommerzielle Erfolg des Emdeners wurde, der außerdem Diane Kruger den Weg nach Hollywood ebnete. Der Katastrophenfilm „Poseidon“ (2006), eine Neuverfilmung von Ronald Neames „Die Höllenfahrt der Poseidon“ aus dem Jahre 1972, konnte nicht ganz an den Erfolg anschließen.
In all diesen Filmen spielten unter Petersens Regie alles, was in Hollywood Rang und Namen hat: von Harrison Ford und Gary Oldman über Dustin Hoffman, Donald Sutherland und Morgan Freeman bis hin zu Brad Pitt, Sean Bean, Peter O’Toole und Julie Christie.
Seinen Aufstieg verdankt er auch Clint Eastwood
Es war aber einer der ganz Großen, Clint Eastwood, der Petersens Weg zum Regie-Star bereitet hatte: Nach „Enemy Mine“ hatte der deutsche Regisseur in Hollywood lediglich den Thriller „Tod im Spiegel“ (1991) gedreht. Eastwood wollte jedoch Petersen unbedingt als Regisseur für „In the Line of Fire“ (1997) haben. Der Film, der aus der Sicht eines Personenschützers des US-amerikanischen Präsidenten auf das politische Geschehen schaut, stellte eine Mischung aus persönlicher Nähe und institutionellem Abstand dar, der eine spannende Sicht auf das Schaltzentrum der Macht erlaubt. Die ebenso Mischung aus Action und Tiefgang begeisterte gleichermaßen Kritiker und Publikum.
Durch den Kassenerfolg von „In the Line of Fire“ und den darauffolgenden Blockbuster wurde Wolfgang Petersen ein hochangesehener Regisseur. Er gehörte zum kleinen Kreis der Regisseure, die in Hollywood über die völlige kreative Kontrolle über ihre Filme verfügen („Final Cut“).
Seinen letzten Film drehte Petersen jedoch wieder in Deutschland: Die Kriminalkomödie „Vier gegen die Bank“ (2016) mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Jan Josef Liefers und Michael Herbig war ein Remake von Petersens gleichnamigen Fernsehfilm aus dem Jahre 1976.
Wolfgang Petersen war seit 1978 mit Regieassistentin Maria Borgel-Petersen verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Synchronsprecherin Ursula Sieg verheiratet hat er Sohn Daniel Petersen (53), der ebenfalls Regisseur ist. Wolfgang Petersen wurde 81 Jahre alt.
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