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„007: Road to a Million“: Durch die Welt wie James Bond

In der Amazon-Serie nehmen neun Paare an waghalsigen Aktionen teil, die an die James-Bond-Filme angelehnt sind.
„007: Road to a Million“
Foto: Amazon Prime Video | Der „Controlleur“ (Brian Cox) behält den Überblick. Er verfolgt die Aktionen der neun Teilnehmerpaare in der ganzen Welt zuweilen mit einer Spur Sadismus.

„Ich dachte, es wäre der neue James-Bond-Film. Also sagte ich: ‚Oh, endlich kriegen sie mich in einen James-Bond-Film.‘ Ich dachte: ‚Ja, natürlich!‘“ So erklärte der bekannte schottische Schauspieler Brian Cox (77) in einer Talkshow laut der Online-Plattform „Gamereactor Deutschland“, wie er zu seiner Rolle in der Amazon-Serie „007: Road to a Million“ kam.

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Nachdem er den Vertrag unterzeichnet habe, so Cox weiter, erfuhr er: „Es gab kein Drehbuch und es gab keinen James-Bond-Film. Jahrelang dachte ich, dass ich gerne in James Bond mitspielen würde. Das wäre wirklich interessant. Und ich dachte, das wäre mein Moment, aber das war nicht der Fall.“

Einziger Profi-Schauspieler: Brian Cox

Obwohl Amazon Prime Video gerade damit wirbt, dass „007: Road to a Million“ von den Produzenten der James-Bond-Filme, darunter Michael G. Wilson und Barbara Broccoli, produziert wird, handelt es sich bei der Serie nicht um einen solchen, sondern um eine Reality-Serie, in der die Teilnehmer gefährliche, an die James Bond-Filme angelehnte Missionen bestreiten müssen. Der einzige Profi-Schauspieler in der Serie ist eben Brian Cox, der den sogenannter Controlleur verkörpert, also den Moderator, der den Kandidaten die Aufgaben stellt.

Die Teilnehmer sind neun ganz normale Paare aus Großbritannien, wobei „Paar“ ein sehr weit gefasster Begriff ist: Es kann sich um Ehepaare, um Brüder- oder Schwesternpaare, um Vater und Sohn oder aber einfach um zwei Freunde oder zwei Kolleginnen handeln.

Ihre Aufgabe: Fragen zu beantworten. Allerdings müssen sie zunächst einmal jeweils die Frage finden, die irgendwo auf der Welt – meistens in einem Metallkoffer – versteckt ist. Alle neun Paare beginnen in den wilden schottischen Highlands. Von dort geht es nach Europa, etwa in die Lagunenstadt Venedig, in die chilenische Atacama-Wüste oder an die karibische Küste Jamaikas. Je schwieriger die Frage oder je fordernder die Aufgabe, um an die Frage zu gelangen, desto größer der Betrag, den es zu gewinnen gilt. Wenn die Fragen richtig beantwortet werden, erhalten sie das Geld gutgeschrieben und können mit der nächsten Frage fortfahren. Nach zehn Fragen winkt der Hauptgewinn in Form von einer Million Pfund. Für denjenigen jedoch, der die Frage falsch geantwortet hat oder sie nicht in der vorgeschriebenen Zeit gefunden hat, ist Schluss: Der Controlleur streicht das entsprechende Paar aus der Liste.

Anklänge an Daniel Craig in "Casino Royale"

Eine Kostprobe: Die Teilnehmer müssen etwa einen Kran hinaufklettern, so wie es Daniel Craig in seinem Bond-Auftakt „Casino Royale“ im Jahr 2006 getan hat, oder auch einen Hindernis-Parcours im silbernen Luxus-Oldtimer absolvieren, auf dem Dach eines Zuges spazieren, sich gefährlichen Tieren stellen oder zielsicher ein Haus in die Luft jagen ... 

Von den neun „Spielpaaren“ verfolgt die Kamera etwa die Hälfte ständig. Der Zuschauer lernt die Bone-Brüder, das Ehepaar Kamara und Josh, das Vater-Sohn-Gespann James, die pensionierten Polizisten Keith und Nick und die Krankenschwestern Beth und Jen. 
Brian Cox schafft es, die gewichtige Präsenz eines Bond-Bösewichts auf der Leinwand zu vermitteln, ohne viel mehr zu tun, als ein paar Kippschalter zu betätigen und bedrohlich durch ein Telefon zu sprechen. Durch seinen Abstand zu den Teilnehmern trägt er dazu, das Geheimnisvolle an den Bond-Filmen zu bewahren. 

„007: Road to a Million“ zeichnet sich insbesondere auch durch eine hervorragende Kameraarbeit aus, häufig in schwungvollen Luftaufnahmen, die einen Hauch „James-Bond-Film“ transportieren. Die Verknüpfung zu den „echten“ 007-Filmen geschieht nicht nur durch die Verwendung ihrer Titelmusik, die von dem häufigen Bond-Komponisten David Arnold komponiert wurde und das Originalthema von Monty Norman aktualisiert, sondern auch durch die waghalsigen Aufgaben in durchaus gefährlichen Missionen. Dazu stellt die Serie auch mittels Texttafeln die Verbindung her. So heißt es beispielsweise „diesen Aston Martin fuhr James Bond in…“ 

„007: Road to a Million“ funktioniert ohne Drehbuch

Naturgemäß funktioniert „007: Road to a Million“ ohne Drehbuch, da es sich um eine „Reality“-Serie handelt. Allerdings erfordert sie einen hohen logistischen Aufwand, beispielsweise wenn die noch nicht ausgeschiedenen Paare in der letzten Folge in den Schweizer Alpen eine zermürbende Wanderung durch hüfthohen Schnee zu einem Eissee unternehmen müssen. Nicht nur das Kamerateam muss dabei sein – schon vorher muss irgendein Team die „Requisiten“ hinterlegt haben.

Noch etwas verbindet „007: Road to a Million“ mit den James-Bond-Filmen: der Bösewicht. In der Serie übernimmt den Part Brian Cox. Selbstverständlich versucht er nicht, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Aber die unheimliche, fast sadistische Art, wie er mit den Teilnehmern Kontakt aufnimmt, könnte ihn zu einer solchen Rolle in einem James-Bond-Film qualifizieren. Sollten sich demnächst die James-Bond-Produzenten bei ihm melden, so könnte es sich tatsächlich um einen „echten“ 007-Film handeln.

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