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Steuerrechnung für Bier und Öl aus der Antike

Notizbuch aus dem Jahr 260 vor Christus gefunden.
Ältestes Fragment eines Buches
Foto: Kernasenko (UNI GRAZ/APA) | Auf dem derzeit ältesten bekannten Fragment eines Buches finden sich Steuerlisten.

Experten haben in der Universität von Graz ein Papyrusragment als Teil eines Notizbuches aus dem Jahr 260 vor Christus identifiziert. Das Fragment war als eine Art antikes Pappmaché weiterverarbeitet und zur Einhüllung einer Mumie verwendet worden. Das Notizbuch, zu dem as Fragment ursprünglich gehörte, ist rund 500 Jahre älter als das bislang bekannte älteste Buch und stammt aus einer im Jahr 1902 in der Nekropole von El Hiba ausgegrabenen Sammlung, die an der Universität Graz verwahrt wird.

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Ein Glückfall

Die Maße des Notizbuches betragen 15 mal 25 Zentimenter. Die Erforschung des Fragmentes trägt auch zur Erhellung der Alltagsgeschichte der Antike bei. Denn es enthält Additionen von Steuerbeträgen die für Bier und Öl zu entrichten sind. Beide spielten in der antiken Ernährung eine große Rolle. Ägyptische Arbeiter, die beim Pyramidenbau eingesetzt waren, wurden beispielsweise partiell mit Öl und Bier bezahlt. Dass es sich bei dem Fragment um ein Buch handelt, bemerkten die Experten erst auf den zweiten Blick.

„Es war ein wirklicher Glücksfall“, sagte Theresa Zammit Lupi, eine Konservatorin, die sich auf antikes Schreibmaterial spezialisiert hat. „Erst sah ich ein Stück Faden und dann wurde mir klar, dass (das Fragment) die Form eines Buches hat. Ich sah die zentrale Pfalz, und die Nadellöcher (für die Fadenbindung) und den Text der innen geschrieben war und klar die Grenzen des Papyrus definierte. Für eine Konservatorin ist es ein ganz besonderes Gefühl, wenn man auf eine Entdeckung wie diese stößt und einen Baustein zur Geschichte des Buches beisteuern kann. Man denkt gleichzeitig, dass es surreal ist, so, als ob man einen Film ansehen würde.“

Rollen oder Bücher

Vor der Geburt Christi gab es Bücher zumeist nur in Form von Schriftrollen. Um die Zeitenwende herum begannen dann einige Schreiber, Codices zu bevorzugen. Bislang galten einige dieser erhaltenen Codices, die aus den Jahren 150 bis 250 nach Christust stammen und in der British Library und dem Chester Beatty Museum in Dublin verwahrt werden, als älteste Bücher. DT/bst

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