Trainer denken über Spielzüge nach. Ich saß in einem und das auch noch an jenem Freitag, an dem sich das vorläufige Schicksal der deutschen Fußball-Nation entscheiden sollte. Ich war im ICE unterwegs. Und wie es sich für einen Journalisten gehört, habe ich Zeitung gelesen - und zwar im Bordbistro.
Aber ich war da natürlich nicht alleine. Und der Rest der Gäste war im Fußballfieber. Am Tisch neben mir sass ein Herr um die 60, der seinen Laptop ausgepackt hatte. Er wurde nun zu so etwas wie unserem Kommentator. Denn auf seinem Gerät lief das Spiel. Die Anderen hatten mit ihren Smartphones Übermittlungsprobleme. Er rief nun immer wieder die Spielszenen in das Bistro hinein. Allerdings war der Gute wohl auch frisch verliebt. In regelmäßigen Abständen rief die Angebetete auf dem Handy an. Da gehörte natürlich nur ihr seine Aufmerksamkeit, nicht dem Spielgeschehen. Kurz: Er schluderte mit seinen Kommentatorenpflichten. Das andere Problem: Er war vom Arbeitstag erschöpft und nickte, wenn er nicht gerade telefonierte oder sich über die lila Haare von Robert Andrich lustig machte, immer wieder ein.
Doch da entwickelte die übrige Bistro-Besatzung Mannschaftsgeist. Eine junge Frau wurde vorgeschickt, die sich nun neben dem schlafenden Herrn postierte und das Geschehen auf dem Bildschirm schilderte.
Ich bin dann vor dem Ende ausgestiegen. Aber ich bin sicher, dass der nette Spielzug auch angesichts der Niederlage nicht entgleist ist.
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