Seit vielen Jahren engagiert sich der frühere „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann („Ich war Bild“) für gute Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel – gerade auch als Vorsitzender des Freundeskreises Yad Vashem. Im Interview mit der „Tagespost“ macht der 59-Jährige klar, wie unerträglich er den Angriff der Hamas auf Israel empfindet – ebenso den Jubel darüber auf deutschen Straßen und Relativierungsversuche.
So betont Kai Diekmann: „Dass ausgerechnet in Deutschland, ausgerechnet in Berlin auf den Straßen dieser heimtückische Überfall gefeiert wird, dass die Opfer verhöhnt werden, dass aus Freude über die vielen Toten Süßigkeiten verteilt werden – das ist besonders bitter, unerträglich und in keiner Weise akzeptabel.“
Aus falschem Liberalismus zu lange geduldet, was in arabischstämmigen Milieus passiert
Diekmann ist überzeugt: „Es ist richtig und wichtig, dass jetzt sowohl die Bundesregierung wie auch die EU kritisch prüfen, inwieweit es sinnvoll ist, manche palästinensische Organisationen weiterhin finanziell zu fördern – oder ob nicht mit dieser Finanzierung indirekt sogar der Terrorismus der Hamas unterstützt wird. Was den Antisemitismus auf deutschen Straßen angeht: Hier muss es zum einen klare Verbote von Vorfeld-Organisationen der Hamas geben, zum anderen bietet das deutsche Strafrecht genügend Möglichkeiten, antisemitische Aktionen sowohl von Organisationen als auch Einzelpersonen zu ahnden. Wir haben aus einem falsch verstandenen Liberalismus viel zu lange geduldet, was in manchen arabischstämmigen Milieus passiert.“
Deutliche Kritik am Zentralrat der Muslime und öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Kritik übt Diekmann am Zentralrat der Muslime: „Nur 48 Stunden nach dem Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel wird ja schon nach allen Kräften relativiert. Die Stellungnahme des sogenannten Zentralrats der Muslime, der beide Seiten zu Mäßigung aufruft und die israelische Politik als Ursache für den Überfall darstellt, ist unerträglich. Wenn im öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder bei einzelnen Politikern von „Kämpfern der Hamas“ die Rede ist, dann ist das ebenso eine unerträgliche Verkennung der Realitäten. Es geht nicht um Kämpfer, es geht um Terroristen, die wehrlose Opfer blutig abgeschlachtet haben. Das muss man so präzise formulieren. Wer heute beide Seiten zu Mäßigung aufruft, verwechselt Täter und Opfer.“ DT/mee
Der Journalist und Autor Kai Diekmann im Feuilleton-Interview. Lesen Sie den ganzen Text in der Ausgabe der „Tagespost“ vom 12. Oktober 2023.