König Charles III. hat in der vergangenen Woche als erster britischer Monarch das „Birmingham Oratory“ besichtigt, das von der im Jahr 1848 gegründeten Priestergemeinschaft des Heiligen Philipp Neri bewohnt wird. Wie das US-amerikanische Portal „National Catholic Register“ berichtet, zeigte sich Charles dabei „sehr engagiert und äußerst freundlich“.
Empfangen wurde der britische König vom Erzbischof von Birmingham, Bernard Longley, sowie vom Propst des Oratoriums, Pater Ignatius Harrison. Gemeinsam mit Daniel Joyce, dem Kurator des Newman-Museums, wurde er durch Kirche, Bibliothek und Sakristei geführt. Besonders eindrucksvoll für den Monarchen war das private Arbeitszimmer Newmans, das seit dessen Tod 1890 unverändert geblieben ist. Dort sind Bücher, Rosenkränze, Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände des Heiligen ausgestellt. Zu den weiteren Objekten gehörten eine Polyglott-Bibel von 1657 und das Manuskript seines Gedichts „The Dream of Gerontius“.
Kurzer, aber freudiger Besuch
Der Besuch fand im Rahmen einer Reise des Monarchen nach Birmingham statt, bei der Charles das neue Midland Metropolitan University Hospital eröffnete. Er sei „auf Initiative Seiner Majestät“ zustande gekommen, so Pater Harrison, der von einem „kurzen, aber freudigen Besuch“ sprach.
Bereits als Prinz hatte Charles Newman in einem Artikel in der Zeitschrift „L’Osservatore Romano“ gewürdigt: Newmans Glaube sei „wahrhaft katholisch“ gewesen, da er alle Aspekte des Lebens umfasst habe. „Unabhängig von unseren eigenen Überzeugungen können wir Newman nur dankbar sein für die Gaben, die in seinem katholischen Glauben verwurzelt sind.“ Diese Wertschätzung setzte er fort, indem er eine Gedenktafel im Innenhof enthüllte und ein historisches Foto des Kardinals entgegennahm.
Von besonderer Bedeutung war die ökumenische Dimension. Als Oberhaupt der anglikanischen Kirche würdigte Charles einen Heiligen, der selbst vom Anglikaner zum Katholiken wurde. Harrison berichtete, der König habe gefragt, ob die Ernennung Newmans zum Kirchenlehrer auch eine ökumenische Wirkung entfalten könne. Newman sei 1845 Katholik geworden, aber seine Fürsorge für die Armen und Arbeitslosen sei „ein bemerkenswertes Merkmal seines anglikanischen und auch seines katholischen Wirkens.“
Mehr als 1.000 Gläubige besuchen am Wochenende die Liturgie
Ein weiteres Gesprächsthema war die heutige Lebendigkeit des Birmingham Oratory. Mehr als 1.000 Gläubige besuchen dort jedes Wochenende die Liturgie, die meisten von ihnen die traditionelle lateinische Messe. Auffällig sei die große ethnische Vielfalt: Viele Besucher stammen aus Asien oder Afrika, zahlreiche Studenten kommen von den drei Universitäten Birminghams, darunter auch viele Katholiken aus Hongkong.
Das Birmingham Oratory wurde 1848 von Kardinal John Henry Newman gegründet, nachdem er der Kongregation des Oratoriums in Rom beigetreten war. Das heutige Kirchengebäude wurde 1909 zu seinem Gedenken eröffnet.
John Henry Newman wurde 1879 zum Kardinal ernannt, entschied sich jedoch, bis zu seinem Tod im Jahr 1890 im Oratorium zu bleiben. 2019 wurde er im Vatikan heiliggesprochen. Am 31. Juli gab das Pressebüro des Heiligen Stuhls bekannt, dass Papst Leo XIV. John Henry Newman den Titel eines Kirchenlehrers verleihen werde. DT/jg
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