Am 25. Juni wird der Schriftsteller Patrick Roth („Johnny Shines“, „Sunrise – Das Buch Joseph“, „Gottesquartett“, „Starlite Terrace“) 70 Jahre alt. Biblisch-mythologische Stoffe spielen in seinem Schaffen eine große Rolle. Im Interview mit der „Tagespost“ spricht er über Träume, Tränen und das reale Böse.
Keine Bewusstwerdung ohne Gegensätze
So sagt Roth, der sich intensiv mit C.G. Jung beschäftigt hat: „In dieser Welt zu leben, bedeutet schuldig werden, schuldig sein. Dahinter liegt das Urbild der Genesis. Schuldig, weil – im Bild der Schöpfungsgeschichte gesprochen – eine Bewusstwerdung stattgefunden hat. Mit dem Essen der Frucht vom paradiesischen Baum zerfiel die Welt-in-der-wir-noch-gemeinsam-mit-dem-Schöpfer-lebten in Stücke, nämlich in die Gegensätze – Gut und Böse. Das ist ein symbolisches Bild für Bewusstsein überhaupt. Denn: kein Bewusstsein, keine Bewusstwerdung ohne Gegensätze.“
Patrick Roth weiter: „Unser menschliches Potential, vom Bösen besessen, angesteckt, mitgerissen, geritten zu werden, ist immer vorhanden. Wenn man das erkennt, hat man im entscheidenden Moment vielleicht eine Chance, bewusst zu bleiben. Mir kann niemand weismachen, dass ich, wäre ich in den 30er Jahren in Deutschland zur Schule gegangen, Nazi-immun gewesen wäre. Wir glauben uns weit entfernt von archaischer Grausamkeit, der Gewalt, die zum Alltag des antiken Menschen gehörte. Aber der Scheint trügt. Die zivilisatorische Eisschicht, auf der wir leben, ist hauchdünn.“ DT/mee
Der Schriftsteller Patrick Roth im Interview. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.