Der Weg zum Glauben kann durch düstere Abgründe führen. Der dänische Komponist Rued Langgaard (1993–1952) hat diese Umwege in seiner „oratorischen Kirchenoper“ „Antikrist“ dargestellt, die jetzt in der Deutschen Oper Berlin aufgeführt wird. „Antikrist“ ist eine apokalyptische Prophetie über den Verfall und Untergang der westlichen Zivilisation, eine Warnung vor Eigennutz, Hochmut und dem Verlust geistiger Werte. Auch die Kirche wird hier kritisiert als „Lärmes Kirchen-Ödnis“.
In Allegorien
Die Menschheit hat den Glauben verloren und taumelt dem Abgrund zu. Anlass für Luzifer – mit der Duldung der Stimme Gottes – den Antichrist, die Verführergestalt, die Christus leugnet, heraufzubeschwören und ihm eine irdische Existenz zu verleihen. Er offenbart sich den Menschen in verschiedenen Allegorien. Sein Erscheinen gilt als Zeichen des baldigen Weltuntergangs.
Komponist Langgaard verstand sich selbst als „Radikalchrist“, der das Heil des Menschen in seiner persönlichen Beziehung zu Gott sah. Und weil die Oper damit Allgemeingültiges ausdrücken will, war eigentlich auch nichts Zeitgeistiges nötig auf der Bühne. Nur der Figur Gottes hat Regisseur Ersan Mondtag etwas „Genderfluides“ beigelegt. Allerdings ist der Regisseur der Vorlage gefolgt, dass ein Engel am Ende den Antichristen mit einem Blitzstrahl trifft und vernichtet. DT/ari
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe eine Kritik zur Oper „Antikrist“ von Rued Langgaard in der Deutschen Oper Berlin.