„Bekehrung spielt im Christentum eine zentrale Rolle“, betont Maximilian Oettingen, der Leiter der Loretto Gemeinschaft in Österreich gegenüber der „Tagespost“. Das Wort „Bekehrung“ (metanoia) komme im Neuen Testament 34mal vor, davon 21mal direkt von Jesus. „Es bedeutet eine Änderung des Denkens oder des Sinnes.“ Oettingen reagiert damit auf ein Interview der „Salzburger Nachrichten“ mit Anne Koch, Forschungsprofessorin am Zentrum für Interreligiöses Lernen, Migrationspädagogik und Mehrsprachigkeit an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz.
Überbetonung des individuellen „Bekehrungserlebnisses“
Sie wirft evangelikalen, charismatischen und katholischen geistlichen Erneuerungsbewegungen eine Überbetonung des individuellen „Bekehrungserlebnisses“ vor. Oettingen dagegen meint, dass allein der Begriff „Bekehrungserlebnis“ den Bedeutungsinhalt ins Subjektive verschiebe. „Dabei meint metanoia genau das Gegenteil: Eine Änderung des Denkens weg von der eigenen Person hin zu Christus.“
Im Widerspruch zu Koch betont der Leiter der Loretto-Gemeinschaft, es gebe auch in den sogenannten Bewegungen „unterschiedliche Auffassungen zu bestimmten Lebensentwürfen“. Bei der Loretto Gemeinschaft komme zuerst die Zugehörigkeit, dann der Glaube und dann erst das „Benehmen“ als Christ. Zu Kochs Vorwurf, tragend sei „der Wunsch, dass das Leben durch ein Prinzip zusammengehalten werde“, meint Oettingen: „Christen glauben, dass es ein Gegenüber gibt, einen Gott, der uns in Jesus Christus nahegekommen ist.“ Christliches Leben sei deshalb „relational“.
"Wir brauchen eine Pluralität im Christentum,
weil wir Menschen verschieden sind"
Maximilian Oettingen, Leiter der Loretto Gemeinschaft in Österreich
Auch zum Vorwurf, „starke Emotionen von Zugehörigkeit und Beheimatung“ würde „auf Kosten anderer christlicher Gruppen“ ausgelebt, meint Oettingen gegenüber der „Tagespost“, die Loretto Gemeinschaft lebe die Nächstenliebe auch gegenüber anderen Gruppen, Pfarreien und Klöstern, biete die eigene Jüngerschaftsschulung auch für andere Gruppen an und lasse seit Jahrzehnten „viele Personen aus anderen Gruppen, Bewegungen, Orden, Pfarreien, Kirchen bei unseren Gebetskreisen und Festivals als Referenten sprechen“. Oettingen wörtlich: „Wir freuen uns über verschiedene Angebote für junge Menschen. Wir brauchen eine Pluralität im Christentum, weil wir Menschen verschieden sind.“
DT/sba
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