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Wechselseitige Eucharistieteilnahme: Augsburger Bischof Meier mahnt zu Geduld

Der Augsburger Bischof sieht das ökumenische Miteinander in Deutschland grundsätzlich positiv, schaut aber auch mit Skepsis in die Zukunft. Die Rede vom drohenden Schisma innerhalb der katholischen Kirche hält er für übertrieben.
Bischof Bertram Meier  mahnt zu Geduld
Foto: Bernd Müller pba | Es gelte die Faustregel, "dass ich dort zur Kommunion bzw. zum Abendmahl gehe, wo ich kirchlich dazu gehöre", so der Augsburger Bischof Bertram Meier.

Bis der Moment für eine wechselseitige eucharistische Gastfreundschaft gekommen sei, sind nach Ansicht des Augsburger Bischofs Bertram Meier derzeit noch „Geduld und Ausdauer“ vonnöten, „am Thema ehrlich dranzubleiben“,  Die Wortmeldung der Glaubenskongregation zur Ökumene, so erklärte Meier am Freitag im Gespräch mit dem Portal „katholisch.de“ anlässlich des ersten Jahrestags seiner Bischofsweihe, sei kein Rückschritt sondern „eine Feststellung des derzeitigen Sachstandes“. Sie decke sich auch mit der Position des Päpstlichen Einheitsrates.

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Ausnahmen in Einzelfällen gestattet

Es gelte die Faustregel, „dass ich dort zur Kommunion bzw. zum Abendmahl gehe, wo ich kirchlich dazu gehöre“, so der Augsburger Bischof weiter. Gleichzeitig könne es Einzelfälle geben, in denen bei einem sogenannten „schwerwiegenden geistlichen Bedürfnis“ beziehungsweise in „schwerer geistlicher Not“ auch Ausnahmen gestattet seien. „Genauso wenig wie also eine offene wechselseitige Einladung zur Eucharistie beziehungsweise zum Abendmahl angezeigt ist, genauso wenig werden wir diejenigen ausladen, die zum Tisch des Herrn herantreten.“

Dieses Prinzip, so Meier, habe er in seiner Diözese in einem eigenen Brief an die Pfarrer und die Pfarrgemeinderäte entfaltet, als Grundlage für die Gestaltung von „ökumenisch sensibel“ gestalteten Gottesdienste beim vorwiegend digitalen Ökumenischen Kirchentag im Mai.

Grundsätzlich schätze er das ökumenische Miteinander in Deutschland sehr positiv ein, meinte der Augsburger Bischof weiter. „Sowohl im spirituellen Bereich als auch mit unserem gemeinsamen Sprechen in die Gesellschaft hinein sind wir schon weit.“ In die Zukunft schaue er aber auch mit etwas Skepsis: So nehme er im Hinblick auf ein Thema wie den assistierten Suizid wahr, „dass das gemeinsame Zeugnis bröckelt“. Er halte es für ein „Selbstmissverständnis“, wenn die Kirchen meinten, „am Ende des Lebens diesbezügliche Dienstleistungen anbieten zu sollen“. Konfliktreiche Debatten wie die um den Beratungsschein für Schwangere solle man möglichst vermeiden, denn, so Meier: „Wir Christen sind zwischenzeitlich zahlenmäßig weniger geworden und unsere Stimmen leiser.“

Den Teufel nicht an die Wand malen

Mit Blick auf die Situation innerhalb der katholischen Kirche erklärte Meier, die Rede von einem drohenden Schisma trotz zunehmender Polarisierung zwischen reformorientierten und wertkonservativen Katholiken für „übertrieben“ zu halten. „Wir sollten den Teufel nicht an die Wand malen, aber wir nehmen auch wahr, dass das Eis, die gemeinsame Basis, auf der wir uns gerade auch beim Synodalen Weg bewegen, dünn ist.“ Man solle alles vermeiden, so Meier, „um einzubrechen und im Strudel von Spannung und Streit zu ertrinken. Eine Kirche, die sich als Synode versteht, muss gut hinhören, einander zuhören und divergierende Meinungen dem Herrn hinhalten“. Er sei sich sicher, dass der Heilige Geist das Seine tun werde. „Wir brauchen Hilfe ,von oben'“.  DT/mlu

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