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Strukturdebatte beschädigt Relevanz der Kirche

Die Präsenz von Religion im öffentlichen Raum wird zunehmend in Frage gestellt, beklagt der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka.
AKV-Jubiläum in Wien
Foto: Florian Feuchtner | Aufhorchen ließ beim AKV-Jubiläum in Wien der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka (links).

Man könne nicht glaubwürdig für den Klima- und Umweltschutz eintreten, wenn man gleichzeitig Abtreibung oder Euthanasie verteidige. Dies betonte, Papst Franziskus zitierend, der Präsident der „Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände Österreichs“ (AKV), der frühere ÖVP-Staatssekretär Helmut Kukacka, am Dienstagabend in Wien. Kukacka mahnte eine Besinnung auf die „Humanökologie“ an.

Bei der 65-Jahr-Feier der AKV sagte ihr Präsident, es sei notwendig, dass sich Katholiken selbstbewusst in der Öffentlichkeit engagieren. Strittige kircheninterne Fragen wie Zölibat, „Viri probati“ und der Diakonat für die Frau „werden sich nicht hier in Österreich lösen lassen“. Die Entscheidung darüber liege allein beim Papst. „Wir warten auf das Nachsynodale Apostolische Schreiben des Papstes – und dann sehen wir weiter“, so AKV-Präsident Kukacka.

„Glaube ist in der Öffentlichkeit unverzichtbar“

Auch der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, sieht „ein Problem“ der Kirche darin, „dass wir uns vor allem mit Strukturfragen beschäftigen“. Das führe zu einer schwindenden Relevanz von Kirche. Die Chance der Kirche liege im „Wiederentdecken der Frohen Botschaft, die Gott für jeden hat“. Schipka bedauerte, dass die Präsenz von Kirche und Religion im öffentlichen Raum zunehmend in Frage gestellt werde. Als Beispiele nannte er Wortmeldungen der Kirche zum Lebens- und Familienschutz.

Der Glaube werde weithin als Privatsache bezeichnet, aber „Glaube ist in der Öffentlichkeit unverzichtbar“. Die Kirche spreche für die, die selbst keine Stimme haben, und sie erinnere die Politik daran, dass sie sich auch verantworten muss. Aktuell komme die Bestrebung, Religion aus der Öffentlichkeit zu verdrängen, von zwei unterschiedlichen Seiten, nämlich einerseits von Atheisten, andererseits von Islam-Gegnern, die aus Angst vor dem Islam gegen Religion an sich auftreten würden. Schipka unterstrich zugleich, dass die Kirche vor allem eine Glaubens- und Gebetsgemeinschaft ist, „keine Wertevermittlungsagentur oder Adresse für Wünsche aller Art“.

DT/sba

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