„Das Bild der laikalen Trauerfeier zu Ehren der Coronavirus-Opfer, die im vergangenen Juli in Madrid stattfand, fasst den Einflussverlust der katholischen Kirche in der spanischen Gesellschaft am besten zusammen. Bei der Feier ging es um eine Inszenierung: Vorzuführen, dass Spanien nicht mehr katholisch ist“, schreibt in einem Exklusivbeitrag für „Die Tagespost“ Juan Manuel de Prada, durch seine Zeitungskolumnen sowie durch seine Auftritte in Rundfunk- und Fernsehsendungen einer der bekanntesten Literaturkritiker und politischer Kommentator Spaniens sowie als Romanautor ebenfalls einem deutschen Publikum bekannt.
Ein Bild der "Kirchenfinsternis"
Die Coronavirus-Pandemie habe „einen beunruhigenden Rückzug der spanischen katholischen Hierarchie verdeutlicht. So akzeptierten die Bischöfe ohne Widerspruch, dass in den verheerendsten Corona-Monaten kranke Katholiken starben, ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben. Kirchenschließungen wurden nicht von den Behörden auferlegt, sondern vom jeweiligen Bischof verfügt. Dadurch wurde das Bild einer ‚Kirchenfinsternis’ vermittelt“, so Prada weiter.
Verzicht auf geistliche Werke
„Die Erbsünde der spanischen katholischen Hierarchie liegt in der ‚Bärenumarmung’, die sie sich von den politischen Machthabern zunächst im Franco-Regime und dann in der Demokratie gefallen ließ. Sie brachte verschiedene Vorteile mit sich, etwa eine vom Staat selbst eingezogene Steuerzuteilung. Dadurch widmet sie sich aber – wie jede NGO – den leiblichen Werken der Barmherzigkeit, verzichtet jedoch auf die geistlichen Werke. Hellseherische katholische Kreise sind sich dessen bewusst, nicht so jedoch die kirchliche Hierarchie, deren abdankende Haltung viele Gruppen – etwa Pro-Life-Bewegungen –, die bis vor kurzem sehr aktiv waren, zu ernsthafter Entmutigung führt. DT/jg
Lesen Sie den ausführlichen Beitrag in der kommenden Ausgabe der Tagespost.