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Sex, Drogen und „Fressorgien“ - die Schattenseiten des Ramadan

Der soeben begonnene Fastenmonat Ramadan ist für gläubige Muslime eine heilige Pflicht. Ein Ex-Muslim kritisiert bei seinen ehemaligen Glaubensbrüdern „ausschweifende“ Verhaltensweisen während dieser Zeit.
Fastenbrechen in der Khadija Moschee
Foto: Paul Zinken (dpa) | Eigentlich bedeutet der Ramadan, sich vom Verzehr von Speisen und Getränken, Rauchen, Geschlechtsverkehr und Trunkenheit zu enthalten.

Am 23. April begann für die Muslime der einmonatige Ramadan. Das Fasten von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang ist eine der im Koran verankerten religiösen Pflichten gläubiger Muslime. Es bedeutet, sich vom Verzehr von Speisen und Getränken, Rauchen, Geschlechtsverkehr und Trunkenheit zu enthalten.

Der Fastenmonat - ein "Ball der Heuchler"?

Mehdi Aifa jedoch, ein in der Banlieue aufgewachsener LGBT-Aktivist, der selbst der muslimischen Kultur entstammt, prangert den heiligen Monat der Muslime in der französischen Wochenzeitschrift "Valeurs actuelles" als einen „Ball der Heuchler“ an. Denn dieser Fastenmonat „der Buße, der spirituellen Selbstbetrachtung, in dem der Glaube stärker werden soll, die Orthopraxie, also die richtige Lebensführung, intensiviert und die rechte Lehre begeistert studiert werden sollen“, sei hingegen der „Monat aller Ausschweifungen“, wie Aifa feststellt. Man „schlemmt wie die Könige und stopft sich bis zum Erbrechen voll“. Dieser übermäßige Konsum führe zu einer „Verschwendung, die im Gegensatz zu den religiösen Schriften stehen“. In diesem Monat lebten viele Muslime ihre Frustrationen richtig aus. So stiegen bei Anbruch der Nacht die sexuellen Aktivitäten im Zusammenhang mit Prostitution um mehr als 200 Prozent an, wie eine laut „Courrier International“ im September 2009 veröffentlichte Studie des „Institut du Monde Arabe“ ergeben haben soll. Für die Sexwirtschaft sei dies ein „äußerst lukrativer Monat“.

Der Alkoholkonsum sei in den muslimischen Ländern zwar reduziert, „denn die Verkaufsstellen schließen einen Monat vor Beginn des Ramadan“ - im Gegensatz dazu steige der Drogenkonsum an. Ein Bericht des Universitätsklinikums Ibn Rochd in Casablanca schätzt den Anstieg des Konsums von Psychopharmaka während des Ramadan auf 10-15 Prozent. In Frankreich lege der Handel mit Drogen aus den islamisierten Banlieues keine Pause ein. Er laufe hingegen „auf vollen Touren“.

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Dem Diktat eines repressiven Systems genügen

Wer sich jedoch von der Tradition entferne und sich nicht den muslimischen Regeln zur Einhaltung des Ramadan füge, werde „auf die Anklagebank gesetzt und von seiner Familie, seinem Umfeld und seiner ganzen Gemeinschaft mit allen Konsequenzen verstoßen, die damit einhergehen. Denn für die Verfechter des Islam ist es unvorstellbar, Mehdi, Karim, Abdel oder Mounir zu heißen und den Ramadan in einem derartigen Clansystem wie der Banlieue nicht zu praktizieren“.

Daher denke Aifa an all diese Menschen maghrebinischer Abstammung, „die innerlich Atheisten, aber dem Anschein nach Muslime sind, die – um den Diktaten eines repressiven Systems zu genügen – eine Haltung annehmen müssen, die nicht die ihre ist“. Er denke auch an all die Arbeitnehmer maghrebinischer Abstammung, „die heimlich essen müssen, um nicht den Zorn ihrer muslimischen Kollegen auf sich zu ziehen und um damit die Missbilligung der Gemeinschaft oder sogar ein Zwangsouting zu vermeiden, das einen familiären Ausschluss zur Folge hätte“.

Diesen Monat in einer Stadt zu leben, „wenn man weder die islamische Kultur noch Religion teilt, bedeutet, einen Monat der Hölle durchzumachen. Wilde Grillpartys, im Hintergrund islamische und arabische Musik bis spät in die Nacht hinein, große Menschenansammlungen und Geräuschbelästigungen … Dieser Monat sämtlicher Ausschweifungen ist außerdem der Monat all der Ärgernisse für die ‚Mehrheit‘ der Bevölkerung, die im Laufe der Jahre zur Minderheit geworden ist“, resümiert Mehdi Aifa.

DT/ks

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