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Wie bei Augustinus

Jahrelang stand Partymachen im Vordergrund. Doch plötzlich wurde alles anders.
Party am Strand
Foto: Imago/nd3000 | „Beliebt zu sein und auf so vielen Partys wie möglich eingeladen zu werden, war alles, was ich wollte. Ich jagte rastlos der Zuneigung von Mädchen hinterher, nur um sie wieder fallen zu lassen, wenn ich sie hatte.”

Mit 14 kam ich aus einem katholischen Jungeninternat und wollte mit dem Glauben nichts mehr zu tun haben. Alles, was gelehrt wurde, war viel zu streng und rückständig, und die Christen waren für mich nur irgendwelche Heuchler, die in Wahrheit einfach nur zu komisch für die Normalität waren. Ich schwänzte die Schule und ging nicht mehr zur Messe, weil ich immer bis in den Sonntag rein feierte. Schnell geriet ich immer tiefer in dieses aufregende Partyleben und entfernte mich dabei immer mehr von meiner Familie.

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Beliebt zu sein und auf so vielen Partys wie möglich eingeladen zu werden, war alles, was ich wollte. Ich jagte rastlos der Zuneigung von Mädchen hinterher, nur um sie wieder fallen zu lassen, wenn ich sie hatte. Ich folgte einem Kick nach dem anderen, doch fühlte ich mich immer weniger wie ich selbst. Doch ich konnte weder Nein sagen zu all den Verirrungen, die sich mir anboten, noch wusste ich, in welche Richtung ich gehen müsse, um doch noch glücklich zu werden. Ich fühlte mich oft wie vom Nebel verschluckt. So hatte ich mit 17 eine wunderschöne Freundin, einen riesigen Bekanntenkreis, und es fehlte mir nie an Ablenkungen. Doch entgegen meiner Erwartung, dass es mich erfüllen würde, machte es mich immer leerer. Der Sex machte mich lieblos, das Ablenken depressiv. Ich fragte mich Hunderte Male: „Wofür?“ Für nichts, und mein Lebensstil war schädigend. Das wusste ich.

Muslime verteidigten kompromisslos den Islam

Ich kam mit syrischen Muslimen in Kontakt, deren Art mir imponierte. Wir waren in der gleichen Lage: Wir waren uns einig, dass die Regeln der Religionen gut waren und wir in den Himmel kommen wollen, aber keiner wusste so richtig, wie wir aus diesem Teufelskreis rauskommen sollten. Ich fing an, muslimische Gesellschaft vorzuziehen. Mir gefiel ihre unverweichlichte Art und wie kompromisslos sie verteidigten, was der Koran sie lehrte, während ich mich für die Bibel so oft geschämt hatte.

Am meisten jedoch faszinierte mich bei ihnen der Respekt vor ihren Müttern, die sie fast wie Heilige verehrten. So kam es, dass die Sorge meiner Mutter um einen Sohn, der seine Seele am Partyleben verliert, zu der Sorge um einen Sohn, der zum Islam konvertiert, immer berechtigter wurde.
Doch die Konfrontation schaffte interessanterweise eine Rückbesinnung auf meine Herkunft. Denn durch die offensive Art, die meine Lehre als falsch darstellte, fing ich an, mein Halbwissen zu hinterfragen. Ich wollte selber verstehen, woran ich denn überhaupt glaube, wenn ich sage, ich sei Christ. Denn glauben heißt nicht wissen, aber zu wissen, woran man glaubt.

Mein Leben wurde wirklich gut

Immer auswegloser und bescheuerter schienen mir meine Handlungen, meine Gespräche und meine Bekannten. Ich wurde immer unglücklicher, doch keiner bemerkte es. Ich weiß nicht, warum, aber ich bat Gott um Hilfe. Seine Antwort sollte mein Wandel sein: Meine große Jugendliebe trennte sich aus dem Nichts. Notenbedingt musste ich auf eine neue Schule. Ich, dem ein großer Freundeskreis doch immer so viel bedeutet hatte, hatte schlagartig keine Freunde mehr, doch ich fühlte mich endlich nicht mehr allein. Gott separierte mich von den Dingen, die mich von ihm fernhielten und zu denen ich nicht schaffte, nein zu sagen. In dieser Zeit bekam ich plötzlich neue Kraft, sodass ich begann, zum Sport zu gehen, nicht mehr zu feiern, die Bibel zu lesen und wieder regelmäßig die Messe zu besuchen.

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Letzteres lässt mich bis heute oft mit tränenden Augen und tief berührtem Herz zurück, weil ich endlich spürte, dass ich das gefunden hatte, was ich so lange in all den anderen Sachen gesucht hatte, doch was die Welt einem nie geben wird: bedingungslose Liebe. Von da an legte ich mein Leben in Gottes Hände, und mein Leben wurde wirklich gut. „Unruhig war mein Herz, bis es in Dir, Herr, ruhen durfte.“


Der Autor, geboren 2004 in Berlin, ist aktuell als Schüler für einen Sprachaufenthalt an der Université de Bourgogne zu Dijon.

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