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Nach Hochwasser: Pfarrer von Bad Münstereifel sieht Diskussion über Schuldige skeptisch

Die Menschen in der Region hätten andere Sorgen, als mögliche Schuldige für die Hochwasserkatastrophe zu suchen, meint Pfarrer Christian Hermanns im Tagespost-Interview. Und er erklärt, wie die Kirche im Ausnahmezustand Menschen erreicht.
Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) gehen bei Räumarbeiten nach der Unwetter-Katastrophe in Bad Münstereifel
Foto: Thomas Banneyer (dpa) | Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) gehen bei Räumarbeiten nach der Unwetter-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen durch den zerstörten Ort Bad Münstereifel.

Pfarrer Christian Hermanns von Bad Münstereifel sieht eine Diskussion über mögliche Schuldige für die Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland skeptisch. Der katholische Geistliche, der dem Krisenstab der Stadt Bad Münstereifel angehört, nachdem das Hochwasser Mitte Juli schwere Verwüstungen in der Region angerichtet hat, erklärte gegenüber dieser Zeitung, die Menschen in der Region hätten andere Sorgen. Ob der Klimawandel die Ursache der Katastrophe ist oder Versäumnisse der Wettervorhersagen dazu beigetragen hat sei nicht unbedingt eine Schuldfrage. 

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Nicht Schuld, sondern Versäumnisse

Wörtlich erklärte Hermanns: „Ich würde hier gar nicht Schuld unterstellen. Das können Versäumnisse gewesen sein – wo auch immer.“ Die Kirche erreiche im Ausnahmezustand Menschen, die sonst kein Gotteshaus beträten. „Wir sind bei den Leuten und erreichbar. Wir haben extra eine Hotline geschaltet, bei der sich Betroffene melden können. Sie ist täglich besetzt.“  Nach allem, was in den letzten Monaten in den Medien immer wieder thematisiert worden sei, stelle sich die Kirche nun anders dar. Man habe sich größtenteils selbst organisiert.

Kirchenpolitik sei nun erst mal kein Thema. Die Zeit nach der Katastrophe sei für alle Betroffenen Neuland: „Die Leute funktionieren jetzt, weil sie aufräumen und renovieren müssen. Nach meinen Informationen werden 90 Prozent der Menschen hier innerhalb der nächsten sechs Wochen wieder in ihrer gewohnten Umgebung leben. Kürzlich war der Erzbischof hier, und es war gut, dass er bei den Menschen war. Der Besuch ist Gott sei Dank auch sehr wohlwollend aufgenommen worden“, stellte Hermanns fest.  DT/reg

Was für Herrmanns als Pfarrer nach der Katastrophe Vorrang hat, erfahren Sie im ausführlichen Interview in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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