Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Die missionarische Pfarrei

Pfarrei St. Rochus in Wien: Seelsorge mit Herz, Hirn und Humor

Die Pfarrei St. Rochus ist nicht nur besonders, weil die Pfarrkirche zugleich auch Oratoriumskirche ist. Hilfe für Bedürftige und soziale Veranstaltungen wie der Pfarrball machen die Pfarrei anziehend. Die größte Anziehungskraft ist aber die Schönheit der Liturgie.
Pfarrfest St. Rochus
Foto: Florian Feuchtner | In St. Rochus wird gemeinsam gebetet und auch gefeiert, wie hier beim Pfarrfest 2019.

Über Wien hängt eine dicke abendliche Nebeldunstglocke. Die Stadt ist dunkel und es ist Lockdown, eine seltsam beklemmende Atmosphäre. Aus der Rochuskirche aber leuchtet freundlich und tröstend auch zu später Stunde ein Lichtschein. Ewige Anbetung gibt es in der Pfarrkirche „St.Rochus und Sebastian“ ja schon seit 17 Jahren; seit vielen Corona-Monaten ist das Allerheiligste nun aber nicht mehr in der kleinen Anbetungskapelle, sondern im großen Kirchenraum: Von 7 bis  22 Uhr empfängt Jesus im Allerheiligsten viele Anbeter.

Lesen Sie auch:

Fast jährlich eine Priesterweihe

Es hat sich herumgesprochen, dass die Pfarrei St. Rochus auch in spezieller Zeit ihre Lebendigkeit und Kreativität bewahrt hat – und die Menschen kommen, weit über die Pfarrgrenzen und über jene des 3. Wiener Gemeindebezirks hinaus. Nicht nur, aber auch in der Corona-Zeit. Kurz nach der 1978 erfolgten kanonischen Errichtung der Wiener Kongregation des Oratoriums des hl. Philipp Neri, bekam das „Oratorium“ die Seelsorge der Pfarrei St. Rochus und Sebastian übertragen. Somit ist die Pfarrkirche gleichzeitig auch Oratoriumskirche, ein Privileg, denn welche Pfarrei hat schon elf Priester, die haupt- oder ehrenamtlich in ihr wirken? Abgesehen von Pfarrer, Pfarrvikar und Kaplan sind da auch alle anderen Oratorianer, die – abgesehen von ihrem Einsatz in der Universitätsseelsorge, der Krankenhausseelsorge oder als Religionslehrer – mit enormen Engagement etwa als gesuchte Beichtväter und geistliche Begleiter wirken.

St. Rochus hat die Freude, dass es fast jährlich eine Priesterweihe zu feiern gibt, so wie auch viele andere geistliche Berufungen aus der Pfarrei hervorgehen. Eine große Rolle dabei scheint das „Jugendoratorium“ zu spielen, einer der Gebetskreise, die das Oratorium in der Pfarrei anbietet. In jedem Fall hat das Geheimnis der „missionarischen Pfarrei“ St. Rochus eng mit der Priestergemeinschaft der Oratorianer zu tun, die im Geist des hl. Philipp Neri eine Seelsorge mit Herz, Hirn und Humor betreiben.

Tradition lebt neben neuen Initiativen

Pater Felix Selden, der bereits sowohl Präpositus des Wiener Oratoriums als auch Pfarrer von St. Rochus war, ist sich des Unterschieds zu einer klassischen Pfarrei sehr wohl bewusst, nicht nur, was die Zahl der Priester betrifft, sondern auch bezüglich der Kontinuität der Personen: „Persönlich halte ich es auch für einen großen Vorteil, dass ein Oratorianer sein Leben lang am selben Ort verfügbar ist, wo vieles langsam wächst, das er begleiten kann.“ Abgesehen von der „Ewigen Anbetung“ sind die vielen heiligen Messen, die in St. Rochus gefeiert werden, zu erwähnen, auch die regelmäßigen Eucharistiefeiern in lateinischer Sprache und im außerordentlichen Ritus.

Die Tradition hat ebenso ihren Platz wie neue Wege: Da gibt es etwa den „Alpha-Kurs“, der in der gefragten Firmvorbereitung von St. Rochus als Grundlage verwendet wird, in der Pfarrei aber auch als Angebot für Erwachsene läuft, die ihr Glaubenswissen vertiefen möchten. Der „Abend der Barmherzigkeit“, bei dem neben dem Sakrament der Versöhnung auch ein „Gebetsdienst“ angeboten wird, ist eines jener Elemente, bei dem Laien eine tragende Rolle innehaben. Wie auch die „Hauskreise“ der Pfarrei, bei denen sich je etwa zwölf Leute zu Gebet und Austausch treffen. Ein großer Schatz von St. Rochus sind die zahlreichen Familien mit oft vielen Kindern. Entsprechend wird Kindern und Jugendlichen besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht, Herz-Jesu-Messen für jede Altersgruppe, Ministranten-Gruppen und die lebendige „Jungschar“ sind nur wenige Beispiele für diesen Schwerpunkt.

Auch die Hilfe für Bedürftige spielt eine wesentliche Rolle

Stichwort Familie: Wie manches andere findet auch der „Müttergebetskreis“ von St. Rochus in der aktuellen Situation online statt. Elisabeth Födermayr, die den „Müttergebetskreis“ wesentlich mitträgt, unterstreicht den pastoralen Wert von Kleingruppen: „Man trifft sich zum gemeinsamen Gebet und lernt sich automatisch auch persönlich kennen. Menschliche Begegnung und Erleben von Freundschaft sind auch im Glauben wichtig – das Kreuz hat ja auch einen Balken, der nach oben zu Gott zeigt und einen Querbalken, welcher auf die Welt hinweist, und der die menschliche Dimension symbolisieren könnte.“

Besonders lebendig und „eine Institution“ ist auch die Pfarrcaritas von St. Rochus, welche als Team von Laien Bedürftige begleitet und vielerlei Not und Leid zu lindern versucht. „Es ist schön, wenn man helfen kann und berührend zu sehen, wieviel große Freude ganz kleine Gaben bringen können. Und es macht dankbar für die vielen Dinge, über die man normalerweise gar nicht nachdenkt, weil sie so selbstverständlich erscheinen“, meint Ingrid Werner, die für die Pfarrcaritas Verantwortliche.

Lockerer „Einstieg“ ins Pfarrleben durch soziale Veranstaltungen

In „normalen Zeiten“ sind Einkehrtage oder die „Hausbesuchsaktion“ ein Fixpunkt der Pfarrseelsorge: In der Fastenzeit besuchen engagierte Gläubige jeweils zu zweit die Haushalte des sehr großen Pfarrgebiets; mit einem kleinen Geschenk, etwa dem modern gestalteten Pfarrblatt, wird den Menschen signalisiert: „Du bist herzlich willkommen in der Pfarrei!“ Ein lockerer „Einstieg“ ins Pfarrleben und in Richtung einer Vertiefung des Glaubenslebens ist unter normalen Umständen über gesellschaftliche Ereignisse wie das sonntägliche Pfarrcafé oder den Pfarrball von St. Rochus möglich.

Während der Pandemie erweist sich – wie so oft in schwieriger Zeit – die Muttergottes als wichtiger Bezugspunkt für die Menschen. Die vor wenigen Jahren in einen Hof der Kirchenanlage hineingebaute „Lourdesgrotte“ ist ein beliebter Ort der Andacht und des Trostes geworden: In der Not geht man zur Mutter! Im Dienst der Muttergottes und auf ihre mütterliche Fürsorge vertrauend, gibt es eine lange Tradition, die „Legion Mariens“ und ihrer besonderen Form des Laienapostolats in St. Rochus: So teilen die Legionäre etwa vor der Kirche „Wundertätige Medaillen“ aus und versuchen dabei, mit den Passanten ein Glaubensgespräch zu führen.

Strahlkraft nach außen soll unermüdlich gefördert werden

Man spürt, wie wichtig Pater Florian Calice missionarische Initiativen sind, „bei denen die Gläubigen auf die Außenstehenden zugehen“. Diese Dynamik der Vertiefung des Glaubens und zugleich der Strahlkraft nach außen versucht er unermüdlich zu fördern, sei es im Rahmen von Erwachsenenkatechesen für Erstkommunion-Eltern, sei es in einer ganz speziellen Ehevorbereitung. St. Rochus ist lebendig und anziehend. Und die Schönheit und Würde der Liturgie sind das Herz des Pfarrlebens. Es schlägt kräftig und verweist auf den, dessen Heilstat die Gemeinde begründet.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Gudrun Trausmuth Pfarrei Pfarrer und Pastoren Priesterweihe

Weitere Artikel

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott