In Österreich übernimmt die katholische Kirche die am Dienstagmittag von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) präsentierten Vorgaben der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus (Covid-19). So werden ab sofort Gottesdienste in Kirchen nur mehr mit maximal hundert Gläubigen gefeiert. An Feldmessen und Gottesdiensten im Freien dürfen nicht mehr als 500 Personen teilnehmen. Diese Höchstteilnehmerzahlen gelten auch für Begräbnisse, Tauffeiern und Hochzeiten. Alle kirchlichen Veranstaltungen mit mehr als hundert Personen wurden abgesagt. In der Steiermark untersagte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl sogar alle nicht-gottesdienstlichen Veranstaltungen bis 3. April, unabhängig von der Zahl der Teilnehmer.
Bischöfe dispensieren von Sonntagspflicht
Grundsätzlich bleiben die Kirchen in Österreich jedoch geöffnet. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, rief die Katholiken dazu auf, „zuhause zu beten, die Kirchen auch außerhalb der Mess-Zeiten für das persönliche Gebet aufzusuchen und auch die Möglichkeit der Werktags-Messen zu nützen“. Insbesondere solle man für die Erkrankten und für alle, die Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen haben, beten.
Mehrere österreichische Diözesanbischöfe dispensierten ihre Gläubigen ausdrücklich von der Sonntagspflicht, für den Fall, dass aufgrund der Maßnahmen eine Teilnahme am Sonntagsgottesdienst nicht möglich oder angeraten sein sollte. Nachdrücklich wurde empfohlen, Mund- und Kelchkommunion auszusetzen, auf den Friedensgruß durch Händedruck und auf den Gebrauch von Weihwasser zu verzichten.
Dienst an Kranken ist Kernaufgabe der Kirche
Die Diözese Graz-Seckau wies ausdrücklich darauf hin, dass der Dienst an Kranken eine Kernaufgabe der Kirche ist. Darum solle dieser im Ermessen der Priester und der Haupt- und Ehrenamtlichen in der Krankenhaus- und Pflegeheimseelsorge weitergehen, sofern das von den Krankenanstalten und Pflegeinrichtungen erlaubt und gewünscht ist.
Der Wiener Stephansdom, eine der größten Touristenattraktionen Österreich, ist bis auf Weiteres für touristische Besucher geschlossen. Dompfarrer Toni Faber stellte am Dienstagnachmittag jedoch klar: „Für Gläubige, die Gottesdienste besuchen, beten oder beichten wollen, bleibt der Dom bis zu einer Anzahl von hundert Personen offen.“ Vor diesem Hintergrund wird neben der Sonntagsmesse um 10.15 Uhr ab sofort an jedem Werktag die Mittagsmesse um 12 Uhr aus dem Dom auf Radio Klassik Stephansdom zu übertragen.
DT/KAP/sba
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