Das Präsidium des Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) will an einer individuellen Gewissensentscheidung zur Teilnahme an Eucharistieempfang und Abendmahl festhalten. Das erklärten der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, und die evangelische ÖKT-Präsidentin Bettina Limperg zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) am Dienstag in Frankfurt.
Von theologischer Absage nicht berührt
Von der theologisch begründeten Absage der vatikanischen Glaubenskongregation an gegenseitige Eucharistie- bzw. Abendmahl-Einladungen von Katholiken und Protestanten sehe man sich nicht berührt. Sternberg erklärte, er sehe keine Konsequenzen für die Planungen. Man habe den ÖKT geplant in der Absicht, dass die Menschen ihrem Gewissen folgen, auch hinsichtlich des Eucharistieempfangs.
Das Papier der Glaubenskongregation stelle lediglich den Text der Ökumenekommisison (ÖAK) theologisch infrage, nicht aber im Hinblick auf das Ansinnen, den Eucharistieempfang einer individuellen Gewissensentscheidungen des einzelnen Gläubigen zu unterziehen.
Limperg ergänzte, man habe sich mit dem Papier "Gemeinsam am Tisch des Herrn" befasst und dabei auch theologisch beraten lassen. In den Gremien habe man sich darauf verständigt, dass das Papier der Leitfaden sei. Daran habe sich nichts geändert. „Wir werden am Samstag konfessionelle Gottesdienste veranstalten, an denen Abendmahl und Eucharistie gefeiert werden, aber jeder Einzelne mit seiner Teilnahme eine Gewissensentscheidung zu treffen hat“. Diese Entscheidung sei zu respektieren, denn es handele sich um eine Einladung Christi.
Kirchentag soll dezentralisiert werden
Weiter erklärte Limperg, das Gewissen müsse keiner Hierarchie folgen. Gewissensentscheidungen dürften mit anderen Instanzen in Konflikt treten. Insofern sei eine schätzende Gastfreundschaft im Sinne Jesu geboten.
Während der Pressekonferenz des ÖKT-Präsidiums wurde auch angekündigt, dass der Ökumenische Kirchentag, der im Mai 2021 in Frankfurt stattfindet, dezentralisiert werden soll. Die Liturgien von Frankfurt sollen in ganz Deutschland gehalten werden. Dort solle ökumenische Gemeinschaft gefeiert werden.
Die vatikanische Glaubenskongregation hatte am Wochenende das Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) katholischer und evangelischer Theologen deutlich kritisiert. In einem Schreiben an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, weist der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, darauf hin, dass das Papier einige nicht ausreichend geklärte Punkte hinsichtlich des „katholischen Grundverständnisses von Kirche, Eucharistie und Weiheamt“ enthalte.
DT/ska/mlu
Ausführliche Hintergründe zur Debatte um das Papier "Gemeinsam am Tisch des Herrn" erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.