Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Regensburg

Klaus Bergers Stimme wird mir fehlen

Bischof Rudolf Voderholzer, Regensburg, zum Tod von Klaus Berger.
Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer zum Tod von Klaus Berger.
Foto: J. Wächter | Bischof Rudolf Voderholzer zum Tod von Prof. Klaus Berger: Seine Stimme wird mir fehlen.

Meine erste Begegnung mit Klaus Berger ist mir bleibend in Erinnerung. Er war eingeladen, im Rahmen einer Ringvorlesung im Wintersemester 1993/94 an der Uni München zum gerade auch auf Deutsch erschienenen „Katechismus der Katholischen Kirche“ die Sichtweise eines Exegeten vorzutragen. Gerade aus exegetischer Sicht war der Katechismus ja von Anfang an regelrecht zerrissen, sein Schriftgebrauch als vor-kritisch usw. niedergemacht worden. Klaus Berger begann autobiographisch.

Lesen Sie auch:

Ein flammendes Plädoyer für den Katechismus

Es bewege ihn, so Berger, dass er in demselben Hörsaal, in dem er einst seinem Lehrer Otto Kuss an den Lippen gehangen sei, nun über den neuen Katechismus sprechen dürfe. Otto Kuss sei auch ein schwieriger Mensch gewesen. Er habe nicht nur die These seiner Dissertation für häretisch gehalten, sondern auch seine Priesterweihe verhindert. Umso mehr freue es ihn, Berger, nun im Katechismus seine damalige These bestätigt zu finden, dass nämlich die Lehre Jesu inhaltlich nicht über das im Alten Testament Mögliche hinausgehe. Das Neue sei eben Jesus selbst.

„Aber Sie sehen“, so schloss Berger die Einleitung, „wieder einmal hatte das gespannte Verhältnis von Lehramt und Exegese ein Opfer gefunden“. Wer nun freilich mit einer nochmaligen Aufgipfelung der exegetischen Kritik am Katechismus gerechnet hatte, sah sich bald getäuscht. Es kam ein flammendes Plädoyer für den Katechismus, dessen Schriftgebrauch durch die Einbeziehung von Liturgie und patristischer Auslegung den nur historisch-kritischen Zugang positiv ergänze. Für mich und mein Dissertationsprojekt war dies eine gewaltige Ermutigung.

Nie verbittert

Seither verfolgte ich Klaus Bergers Publikationen, die ich immer anregend fand, ganz aktuell noch seine kleine Debatte mit Johanna Rahner in der Herder Korrespondenz. Dass er über seinem Zerwürfnis mit seinem Lehrer nicht verzweifelt und verbittert ist, sondern bis zuletzt ein kirchlich-kritischer, auch kritisch-selbstkritischer (vgl. Karl Barths Diktum!) Exeget geblieben ist, rechne ich ihm hoch an. Seine Stimme wird mir fehlen.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Bischof Rudolf Voderholzer Jesus Christus Karl Barth Katechismus Klaus Berger Priesterweihe Rudolf Voderholzer

Weitere Artikel

Eine Studie untersucht, wie sich Körperhaltungen auf die Liturgie auswirken. Alter und neuer Messritus und Hand- und Mundkommunion beeinflussen den Glauben an die Präsenz Jesu.
12.10.2025, 13 Uhr
Barbara Stühlmeyer
An Christi Himmelfahrt verschwand Jesus nicht einfach in den Wolken, sondern beheimatete das Menschliche für immer in Gott, schreibt Bernhard Meuser.
30.05.2025, 05 Uhr
Bernhard Meuser
Kaum eine Humorgattung ist so beliebt und vermeintlich geistreich wie die Ironie. Doch es fehlt oft nicht viel, dass diese sich in bodenlosen Zynismus verwandelt. Eine Kritik.
30.08.2025, 13 Uhr
Emiel Kowol

Kirche

Von Parteipolitik sollte die Kirche Abstand halten, von einer ethischen Bewertung der Politik allerdings nicht.
16.10.2025, 15 Uhr
Stephan Baier
Zu den ersten beiden Heiligen Venezuelas überhaupt gehört ab Sonntag der selige José Gregorio Hernández. Schon lange wird er landesweit verehrt.
15.10.2025, 16 Uhr
Meldung
Österreichs Medien erwarten die unmittelbar bevorstehende Ernennung des seit Januar amtierenden Apostolischen Administrators zum Nachfolger von Kardinal Christoph Schönborn.
15.10.2025, 19 Uhr
Meldung