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Ein Vorgeschmack auf das, was kommt

Auf der Suche nach Weltjugendtagsstimmung: Ankunft für die Tage der Begegnung im portugiesischen Loulé. Ein Weltjugendtags-Tagebuch.
Senhora da Piedade
Foto: Durney | Ein spirituelles Highlight: die Senhora da Piedade in Loulé, eine Pietà-Statue im lila Sternenmantel.

Schon seltsam, was aus Pilgerreisen geworden ist: Jahrhundertelang machten sich Menschen mit Stock und Proviantbeutel auf den Weg, und heute stehen wir vor dem Check-in-Automaten, stellen Koffer mit Isomatten, Schlafsack und Powerbanks auf Fließbänder und lassen uns von der Flugzeug-Security scannen.

Auch unsere Reise vom Flughafen München nach Loulé an der Algarve, wo wir die Tage der Begegnung vor dem offiziellen Beginn des Weltjugendtages 2023 verbringen, hat ihre Entbehrungen: Um 3.15 morgens treffen sich die Gruppen am Terminal, eine Verzögerung jagt die nächste. Vielleicht ist deshalb noch keine richtige Weltjugendtagsstimmung aufgekommen. Als wir Deutschen endlich ausgelaugt am Essenstreffpunkt ankommen, schlägt uns schon der ausgelassene Lärm der Slowenen und Italiener entgegen, die mit uns untergebracht sind.

Spirituell ist noch nicht so viel los

Eine Franziskanerin in brauner Kutte ist in ein Gespräch mit Jugendlichen vertieft, die Leute singen, einer spielt Gitarre und andere kicken Bälle hinterher. „Where are you from?“, fragen sie fröhlich. „Germany“, geben wir etwas kleinlaut zurück. Dann sitzen wir im Schatten, und ohne die anderen Teilnehmer ist es sehr still. „Bei unseren Ministrantenfreizeiten sind wir immer im Hotel, da können wir uns aussuchen, was wir essen“, sagt eine Teilnehmerin, die in ihrem Essen stochert.

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Spirituell ist auch noch nicht so viel los. Erst am Donnerstag gibt es eine heilige Messe. Außer einem Reisesegen haben wir noch nicht zusammen gebetet, auch nicht zum Essen. Kurz haben wir bei unserer Ankunft in Loulé die Senhora da Piedade besucht, eine Pietà-Statue im lila Sternenmantel. In einer Seitenkappelle steht sie, unter einem Gold-Baldachin. Die alten Steinmauern beschützen sie vor der Hitze am Tag. Wände und Decken sind mit Bibelszenen und Kacheln mit blauen Mustern verziert. Wir laufen kurz durch, dann bringt uns ein Bus an die Schule, in der wir übernachten werden. Dort bekommen wir auch unser Pilgerpaket: eine Trinkflasche und eine Keramik-Lunchbox mit Besteck. Fürs Lunchpaket, heißt es. Schön nachhaltig. Wir bekommen das Lunchpaket dann aber doch eingewickelt in jede Menge Plastik und die Lunchbox bleibt in den Rucksäcken. 

Die Spontaneität fühlt sich wie Weltjugendtag an

Was sich schon wie Weltjugendtag anfühlt, ist die Spontaneität: Wo wir hingehen und wann, weiß man vorher nicht so genau. Statt in einer Gastfamilie zum Beispiel, schlafen wir diese Woche in weißen Containern, die eine Schule als Klassenzimmer nutzt. Der Vorteil: Es gibt eine Klimaanlage. Abends holen die Italiener wieder ihre Gitarre raus – ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Tagen hoffentlich doch noch packt.


Begleiten Sie unsere Autorin Sally-Jo Durney in den nächsten Tagen bei den Tagen der Begegnung und dem Weltjugendtag in Lissabon. Alle Tagebuch-Einträge finden Sie hier.

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