Einen Fels der Kirche und einen großen Zeugen des Glaubens hat der Osnabrücker Sozialwissenschaftler Manfred Spieker den verstorbenen Kardinal George Pell in seinem Nachruf für die Tagespost genannt. Kardinal George Pell und der deutsche Sozialwissenschaftler Manfred Spieker kannten sich persönlich. Von 2012 bis 2017 saßen sie gemeinsam im Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden (Iustitia et Pax) und sind sich mehrfach begegnet.
Ein starkes Zeugnis
Spieker bewertet das Tagebuch, das Pell während seiner Haft 2019/2020 im Gefängnis schrieb, als ein starkes Zeugnis des Glaubens und des Starkmuts. Aber auch das Memorandum Pells, das vor zehn Monaten zunächst anonym erschien, ordnet Spieker als „Vermächtnis“ ein. „Habt keine Angst“, erinnert Spieker, war der Bischöfe Wahlspruch des Verstorbenen. Furchtlos habe er die Lehre der katholischen Kirche auch in moralischen Fragen verteidigt. Pell habe man immer bereit zur Diskussion gefunden. Furchtlos sei er an die Reform der vatikanischen Finanzen gegangen. Das habe ihm, so der Sozialwissenschaftler, zahlreiche Feinde in der Kurie beschert. Spieker beschreibt den mutigen Kardinal als furchtlosen zuweilen barsch auftretenden Mann. Der Kardinal hatte in seiner Jugend Rugby gespielt, Spieker weist in seinem Nachruf auf sein bleibendes Interesse am Sport hin.

Verlängerte Exerzitien
Spieker erinnert in seinem Nachruf an den Leidensweg des Kardinals, der zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, in mehreren Fehlurteilen schuldig gesprochen und inhaftiert worden war. Am Ende kam der Kardinal frei und kehrte nach Rom zurück. Die Zeit im Gefängnis, so berichtet Manfred Spieker, habe Kardinal Pell er als „verlängerte Exerzitien“ betrachtet. Der Glaube habe ihm „Sinn und Richtung, und die christliche Lehre über das Leiden ist der Schlüssel“ gegeben. DT/pwi
Lesen Sie in der kommenden Tagespost weitere Berichte und Hintergründe zum verstorbenen Kardinals George Pell.