Nachdem Franziskus am Montag zwei weitere Anfälle von akuter Atemnot erlitten hatte, ist die Nacht zum Dienstag ruhig verlaufen. Wie der Vatikan am Dienstagmorgen bekanntgab, habe Franziskus „die ganze Nacht geschlafen“ und ruhe sich nun weiter aus. Am gestrigen Montag hatte dem vatikanischen Pressesaal zufolge eine starke Ansammlung von Schleim in den Bronchien nochmals eine spastische Verkrampfung verursacht, die zwei Bronchoskopien nötig machten, bei denen „reichlich Sekret“ abgesaugt worden sei. Am Nachmittag habe man dann die nicht-invasive mechanische Beatmung wieder aufnehmen können. Franziskus habe sich stets wach, orientiert und kooperativ gezeigt, aber die Prognose bleibe weiterhin ungewiss.
Da der erste dieser Anfälle erst am vergangenen Freitag zu einer Notfallbehandlung geführt und eine lebensbedrohliche Situation herbeigeführt hatte, wächst nun in Rom die Sorge um den weiteren Verlauf der schlimmen Erkrankung des Papstes. Weder ist von einer Wende zum Guten noch von einer Besserung die Rede. Die allenfalls leichten Verbesserungen der letzten Tage und die ruhig verbrachten Nächte geben noch keinen Anlass zur Hoffnung, Franziskus könne bald in den Vatikan zurückkehren, geschweige denn seinen Arbeitsalltag wieder aufnehmen. Man bereitet sich auf eine Fastenzeit ohne den Heiligen Vater vor.
Eine fast apokalyptische Botschaft
Noch am 26. Februar hatte sich Franziskus mit einer dramatischen Botschaft an die derzeit in Rom tagende Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für das Leben gerichtet. Darin hieß es, Menschheit befinde sich in einer dramatischen historischen Lage. „Leider müssen wir eine zunehmende Irrelevanz der internationalen Gremien feststellen, die auch durch kurzsichtige, auf den Schutz partikulärer und nationaler Interessen ausgerichtete Haltungen untergraben werden“, schrieb der Papst und sprach von einer „Polykrise“: Kriege, Klimawandel, Energieprobleme, Epidemien, Migrationsphänomene und technologische Innovationen träfen zusammen. „Die Verflechtung dieser kritischen Themen, die gleichzeitig verschiedene Dimensionen des Lebens berühren, führt dazu, dass wir uns Fragen über das Schicksal der Welt und unser Verständnis von ihr stellen.“ Analyse und Selbstreflektion seien gefordert, um „unser Bild von der Welt und dem Kosmos genauer zu untersuchen“ und sich für Neues zu öffnen.
So habe die Menschheit die Chance vergeudet, die Covid-Pandemie für eine „Veränderung der Gewissen und der sozialen Praktiken“ zu nutzen, meinte der Papst mit Blick auf diese Zeit. Dennoch werde man weiter für wirksame Weltorganisationen eintreten, die das Gemeinwohl in der ganzen Welt, die Beseitigung von Hunger und Elend und die Verteidigung grundlegender Menschenrechte zu gewährleisten suchten. Damit werde man einen Multilateralismus fördern, der „nicht von sich ändernden politischen Umständen abhängig“ sei, dessen Aufbau aber eine dringende Aufgabe sei, „die die gesamte Menschheit betrifft“. (DT/gho/jra)
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