Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Nach "Fiducia supplicans" und "La pasion mystica"

Fernández nimmt Stellung zu Drohbriefen

Konservative haben Glaubenspräfekt Kardinal Victor Manuel Fernández Gewalt angedroht. Gegenstand der Kritik waren "Fiducia supplicans" und das Buch "La pasion mystica".
Drohbriefe an Glaubenspräfekt Kardinal Victor Manuel Fernandez
Foto: Lola Gomez (CNS photo) | Fiducia Supplicans Dokument „verteidigt weder die Schwulenlobby noch den sogenannten gay Pride", stellt Glaubenspräfekt Kardinal Victor Manuel Fernandez klar.

Nach drei Drohbriefen als Reaktion auf "Fiducia supplicans" und sein 1998 erschienenes Buch „La pasion mystica“ hat sich Glaubenspräfekt Kardinal Victor Manuel Fernández nun zu Wort gemeldet. „Wir werden dich vernichten“, hätten ihm konservative Kritiker in den Briefen mitgeteilt. Sie hätten ihm vorgeworfen, mit seinem Buch „Pornotheologie“ zu betreiben und mit „Fiducia supplicans“ der LGBTQ-Welt Tür und Tor zu öffnen. Auch der Vorwurf der Blasphemie stand im Raum.

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Nach Ansicht des Glaubenspräfekten gebe es nichts, das eine solche Härte rechtfertigen würde, sagte er in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ vom Donnerstag. Nicht die in der Kritik stehenden Dokumente würden spalten, wie ihm vorgeworfen worden sei, sondern bestehende Spaltungen „lediglich hervortreten“ lassen, betonte er und nahm zu beiden Schriften noch einmal Stellung.

Eine andere Art des Priesterseins wiederentdecken

Der Glaubenspräfekt erklärte, sein Buch weise „keine theologischen Fehler“ auf und wiederholte, dass er schon damals darum gebeten habe, „dass es zurückgezogen wird“. Heute würde er es anders schreiben, „weil einige Passagen, wenn man sie aus dem Kontext liest, zu Missverständnissen führen könnten“.

Zur Vatikan-Erklärung „Fiducia supplicans“ erläuterte Fernández, es gehe darum, „eine andere Art des Priesterseins wiederzuentdecken, jenseits der liturgischen Riten, die ihre Schönheit haben, aber nicht in der Lage sind, die ganze konkrete Realität der Menschen auszudrücken oder zu enthalten“. Der Kardinal berichtet, dass seine Erfahrung in Lateinamerika - „und insbesondere die von Papst Franziskus“ - „voll von diesen Momenten“ gewesen sei.

Gerade um „nicht gegen den Willen Gottes zu verstoßen“, sollte es „neben liturgischen Segnungen, die einem formellen Ritus folgen und verschiedene Bedingungen erfordern“ auch eine andere Art des Segens geben, „die wir spontan oder pastoral nennen“ und der nur erteilt werde, wenn „Menschen um Gottes Kraft bitten, um im Leben voranzukommen“. Mit Blick ins Evangelium müsse man sogar sagen, um „auch besser auf seinen Willen zu reagieren“.

Dazu habe Jesus eingeladen. „Fiducia supplicans“ sei eine Bitte an die Priester, diese „Haltung Jesu vor den Menschen widerzuspiegeln, ihn willkommen zu heißen und zu umarmen“. Der Segen sei immer „die Gelegenheit, Christus, seine unendliche Zärtlichkeit zu verkünden“. 

Schwulenlobby wird nicht verteidigt

Ausdrücklich stelle das Dokument klar, dass solch ein Segen „nichts sanktionieren, qualifizieren, genehmigen oder anerkennen“ wolle und diese„Segnungen im Sinne von pastoralen, nicht-liturgischen Segnungen" insofern weder sakrilegisch noch blasphemisch sein könnten. Dies stünde genauso deutlich in der Erklärung, wie sie „bis zur Erschöpfung“ betone, dass die Ehelehre der Kirche unangetastet bleibe.

Der Segen sei „unabhängig von der Situation der Einzelpersonen oder zweier Personen oder Gruppen“ und das Dokument „verteidigt weder die Schwulenlobby noch den sogenannten gay Pride", stellte der Kardinal klar.

Alle sollen Geste väterlicher Nähe erfahren dürfen

Ein Sakrileg oder eine Blasphemie sei vielmehr, „mit Hass im Herzen die Kommunion zu empfangen oder zu akzeptieren, dass ein Mensch nur wegen seiner sexuellen Orientierung eingesperrt oder getötet wird“, so Fernández. Was seien Aussage zum zehn bis 15 Sekunden dauernden Segen betreffen, so räumte er ein, dass dies „wie eine Katechese für Jugendliche wirkt“. Aber um es wirklich allen verständlich zu machen, habe er es für notwendig gehalten, das Risiko einzugehen, „ein besonders klares Beispiel zu geben“ und alle Zweifel auszuräumen.

Es gebe Gläubige, „die darunter leiden, dass sie sich außerhalb der Kirche fühlen und keine Geste väterlicher Nähe annehmen können“. Wenn ein Paar eine Pilgerreise unternehme und „in seiner geliebten Kirche ankommt“, erhalte es dort einen Segen, wohl wissend, „dass es sich nicht um eine Absolution handelt“. Vielmehr sei es „wie eine Liebkosung Gottes, wie ein Hauch frischer Luft, den die Kirche den beiden Pilgern schenkt“.  DT/dsc

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21.12.2023, 11 Uhr
Stefan Rehder

Kirche