Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Tagebuch, Teil VII

Die Sonne ist untergegangen, der Papst legt Weihrauch auf

Großes Finale: Am Samstagabend zelebriert Papst Leo XIV. mit Jugendlichen aus aller Welt eine Vigil in Tor Vergata. Das Rom-Tagebuch.
Gebetsvigil Tor Vergata
Foto: Naser | Festivalatmosphäre: Deutsche Flagge bei der Gebetsvigil in Tor Vergata.

Es ist Samstagfrüh, kurz nach Sonnenaufgang sind die jungen Pilger der Jugend 2000 bereits auf den Beinen. Schlaf aus den Augen gerieben, Rucksäcke geschultert, Isomatten und Schlafsäcke im Gepäck. Um acht Uhr morgens brechen sie auf – Ziel: das Campus-Gelände von Tor Vergata, vor den Toren Roms. Es ist der Ort, an dem sich an diesem Tag rund eine Million junge Menschen aus aller Welt versammeln, um das Jubiläum der Jugendlichen 2025 zu feiern, mit Papst Leo XIV.

Lesen Sie auch:

Doch bis die Pilger das weite Feld erreichen, sind Geduld und Ausdauer gefragt. Die Metro ist überfüllt, auf den Bahnsteigen drängen sich dichte Menschentrauben. Angekommen an der Station Anagnina heißt es: laufen – fünf Kilometer in der Hitze. Immer wieder stockt der Strom, es ist eng. Am Zugang zum Gelände werden Taschen kontrolliert, Metalldetektoren durchschritten. Manche sind verschlafen, andere bereits erschöpft. Wer durchkommt, erhält am Eingang ein Pilgerpaket mit Essen – und dann liegt es vor einem: das weite Feld von Tor Vergata.

Überall wird gelacht, geredet, gesungen

Die Gruppe der Jugend 2000 hat ihren Platz in „Area 3, Tower A“, nicht direkt an der Bühne, aber mit Blick auf große Leinwände, die über das gesamte Gelände verteilt sind. Der Platz wird eingerichtet: Schlafmatten werden ausgerollt, einige bauen sich Zelte aus Planen. Auf einer langen Holzstange flattert eine große Deutschlandfahne, darunter die Jugend-2000-Fahne.

Ringsum ein buntes Miteinander: Gruppen aus Mexiko, Frankreich, Spanien, Portugal, Korea, natürlich Italien, aber auch andere deutsche Gruppen, etwa aus Frankfurt, Berlin oder Kärnten. Begegnung und Austausch prägen die Stunden vor dem offiziellen Beginn: Bänder, Buttons und kleine Erinnerungen wechseln die Besitzer. Eine mexikanische Gruppe überreicht Gebetskärtchen mit dem Bild der Jungfrau von Guadalupe. Überall wird gelacht, geredet, gesungen. Viele lassen sich T-Shirts oder Hüte unterschreiben, Erinnerungen an Begegnungen, die bleiben sollen.

Ab 15 Uhr erklingt Musik von der großen Bühne: Bands spielen, meist Rock, teils auf Englisch, teils auf Italienisch. „Forever, forever, the Kingdom is yours“, singen hunderteHunderte Jugendliche, klatschen im Takt, reihen sich ein in Tanzkreise, heben die Arme. Die Stimmung erinnert an ein Festival – laut, lebendig, ausgelassen. Zwischen den Liedern berichten Jugendliche aus verschiedenen Ländern von ihrem Glauben. Eine Teilnehmerin aus Korea spricht über den Mut der Märtyrer: „When you love someone, you become courageous“ (dt.: „Wenn du jemanden liebst, dann wirst du mutig“). Und sie lädt ein zum kommenden Weltjugendtag 2027 in Seoul, der Hauptstadt ihres Heimatlandes.

Der Papst trifft ein

Doch nicht für alle ist der Tag ohne Zwischenfälle. Die brennende Sonne setzt vielen zu. Immer wieder heulen Sirenen auf. Zwei Teilnehmerinnen der Jugend 2000 erleiden Kreislaufzusammenbrüche. Beide müssen von Sanitätern behandelt werden. Dank der zahlreichen Erste-Hilfe-Teams und der medizinischen Versorgung auf dem Gelände verläuft am Ende alles glimpflich.

Gegen Abend ändert sich die Atmosphäre. Über Lautsprecher wird die Ankunft des Papstes angekündigt. Dann ist er da: Papst Leo XIV. fährt im Papamobil ein, begleitet von feierlichem Chorgesang. Ein Helikopter kreist über dem Gelände, Kameras übertragen Live-Bilder aus der Luft und aus dem Papamobil auf die großen Leinwände.

Die Jugendlichen drängen sich an die Wegstrecke, zücken ihre Handys, rufen „Papa Leone!“. Einige rennen, um einen besseren Blick zu erhaschen. Der Papst winkt, lächelt, zeigt Daumen hoch. Dann steigt er vor der Bühne aus, nimmt das große, hölzerne Jubiläumskreuz in die Hände und schreitet mit langsamen, würdevollen Schritten die Rampe zur Bühne hinauf. Seine Miene wirkt bewegt.

Ein Moment der Anbetung

Langsam senkt sich die Sonne über das Feld. Ein kühlender Wind kommt auf. Die Vigil mit dem Papst beginnt. Leo XIV. betritt die Stufen des Altars. Er trägt eine rote Stola, begrüßt die Menge mit einem liturgischen Gruß: „Wir treffen uns im Abendlicht, um gemeinsam zu wachen.“ Der Chor von Marco Frisina singt „Veni Sancte Spiritus“.

Dann richtet der Papst sich den Fragen der Jugendlichen. Maria, 23 Jahre, fragt: „Wir leben in einer Welt voller Netzwerke. Aber sind wir wirklich verbunden? Warum fühlen sich so viele einsam, trotz so vieler ‚Freunde‘?“ Leo XIV. antwortet auf Spanisch. Er spricht davon, dass das Internet auch für Verwirrung sorgen kann, von Algorithmen, die unser Denken bestimmen. „There is no friendship that is authentic that is not in Christ“ (dt.: „Keine Freundschaft ist echt, wenn sie nicht in Christus gegründet ist.“), wirft der Papst ein und wechselt dabei ins Englische.

Die Sonne ist untergegangen. Der Papst legt Weihrauch auf, ein Diakon verkündet das Evangelium nach Lukas. Das Evangeliar wird inzensiert, der Papst segnet die Gemeinde mit dem Buch der Schrift. Dann der Übergang zur stillsten Stunde des Tages: Das Allerheiligste wird auf dem Altar ausgesetzt. Der Papst trägt einen weißen Chormantel, kniet nieder.

Stille senkt sich über das Feld. Nur das leise Surren des Hubschraubers ist zu hören, und die Grillen in der nahen Vegetation. Es ist ein tiefer Kontrast zur Lautstärke des Tages. Tausende Jugendliche knien, viele mit geschlossenen Augen. Am Ende der Vigil brechen Jubelrufe aus. „Papa Leone!“, schallt es über das Gelände. Aber für viele ist der eigentliche Höhepunkt nicht der Moment des Applauses, sondern der der Anbetung, mitten in der Nacht, unter freiem Himmel, vor dem Herrn.

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Jakob Naser Jesus Christus Jugend 2000 Leo XIV. Weltjugendtag

Weitere Artikel

Die Jugend 2000 auf Pilgerfahrt zum Jubiläum der Jugendlichen 2025. Eine Reise voller Begegnungen, Gebet und Gemeinschaft – getragen von Liedern, Fragen und stillem Staunen.
07.08.2025, 11 Uhr
Jakob Naser
Überraschende Auftritte von Papst Leo: Mögen die Jugendlichen in Rom ein Signal der Hoffnung für eine friedlose Welt sein.
30.07.2025, 10 Uhr
Guido Horst
Papst Leo XIV. lädt zum weltweiten Glaubensfest. Auch die deutsche Bischofskonferenz begleitet junge Pilger. Am deutschsprachigen Programm beteiligen sich BDKJ und Jugend 2000.
26.07.2025, 06 Uhr
Meldung

Kirche

Wo ist dir etwas gegen alle Erwartung geschenkt worden oder gelungen?
15.11.2025, 08 Uhr