Der Papstbesuch in Luxemburg ist am Donnerstagabend mit einer stimmungsvollen Zeremonie in der Liebfrauenkathedrale zu Ende gegangen. Acht Stunden hatte er in Luxemburg verbracht, bevor er am Abend weitergeflogen wurde zum belgischen Luftwaffenstützpunkt Melsbroek bei Brüssel, wo er um 19.09 Uhr landete. Der Pontifex hat sich ein ziemlich strammes Programm verordnet. Trotz seiner 87 Jahre sind ihm dabei bislang keine Ermüdungserscheinungen anzusehen.
Bei seiner Landung in Brüssel wurde Franziskus von König Philippe, dem Staatsoberhaupt, und dessen Frau, Königin Mathilde, sowie Premierminister Alexander De Croo begrüßt. Auch den Freitagmorgen verbrachte der Papst mit dem König, allerdings in einem eher privaten Rahmen im Schloss von Laeken. Anschließend traf sich Papst Franziskus dann mit weiteren politischen Vertretern, aber es gehört zum Stil des Pontifex, auch mal kurzfristig vom offiziellen Programm abzuweichen.
Stippvisite in Brüsseler Seniorenheim
Und so genehmigte er sich zuvor eine Stippvisite im Brüsseler Seniorenheim Saint-Joseph, sehr zum Unwillen der übernervösen Sicherheitskräfte. Die Nonnen der sogenannten „Kleinen Schwestern der Armen“ kümmern sich dort vor allem um ältere Menschen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Schon in Luxemburg machte der Papst mittags spontan Halt in einem Café, um dort einen Espresso zu trinken.
Gleich in seiner ersten Rede in Belgien machte Franziskus klar, dass es ihm in Belgien und Luxemburg nicht nur um schöne Bilder und den Austausch von Höflichkeiten geht. Er wurde sehr deutlich, welche inhaltlichen Akzente er hier zu setzen beabsichtigt. Abweichend von seinem vorbereiteten Text betonte er in freier Rede, die Kirche „sollte sich schämen und um Vergebung bitten“ für die „Geißel“ des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen. Damit sprach er selbst ein Thema an, das in belgischen Medien regelmäßig in den Mittelpunkt des Interesses gerückt wird, wenn es um die katholische Kirche geht. Die Missbrauchsfälle seien eine „Schande und Demütigung“, sagte Franziskus, und bekräftigte, dass die Kirche dieses Problem entschieden angehe, indem sie die Opfer begleite und ein weltweites Präventionsprogramm in Gang setze.
Am Nachmittag stand eine akademische Veranstaltung mit Universitätsprofessoren der niederländischsprachigen Katholieke Universiteit Leuven auf dem Programm. Diese Institution begeht gemeinsam mit ihrer französischsprachigen Schwesterhochschule, die Papst Franziskus am Samstagnachmittag besuchen wird, im nächsten Jahr ihr 600-jähriges Jubiläum, was den eigentlichen Anlass dieser Reise darstellt.
Der Höhepunkt der Reise folgt am Sonntag
Die Katholische Universität Löwen ist nicht nur für Belgien und die Wissenschaft von herausragender Bedeutung, sondern auch für die katholische Kirche. Adriaan Floriszoon Boeyens, geboren in Utrecht, war Theologieprofessor und Rektor in Löwen, bevor die Zeitgeschichte ihn 1522 als Hadrian VI. zum einzigen belgisch-niederländische Papst werden ließ. Die Universität Löwen wurde auf dem Höhepunkt des flämisch-wallonischen Sprachenstreits 1968 Opfer dieses Konflikts und spaltete sich in zwei unabhängige Einrichtungen auf, eine französischsprachige und eine niederländischsprachige.
Am Samstagmorgen wird der Papst in der Nationalbasilika des Heiligen Herzens auf dem Koekelberg eine Rede vor Bischöfen, Priestern und der katholischen Gemeinde halten. Am Nachmittag geht es dann zur französischsprachigen Université Catholique de Louvain, bevor er abends in privater Runde mit seinen Glaubensbrüdern der Gesellschaft Jesu, der er als Jesuit selbst angehört, zusammentreffen wird.
Am Sonntag folgt dann sicherlich der Höhepunkt dieser Reise. An seinem letzten Tag in Belgien wird Papst Franziskus um 10 Uhr eine Messe im König-Baudouin-Stadion feiern, um dann um 12.45 Uhr den Rückflug nach Rom anzutreten. Er soll am Sonntagmittag um 14.55 Uhr in Rom landen.
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