Kehrtwende in Frankreich: Der Priester Dominique Spina ist nicht länger als Kanzler der Erzdiözese Toulouse vorgesehen. Spina habe das Amt auf seine Bitte hin in „echter Herzensoffenheit“ niedergelegt, heißt es in einer Mitteilung des Erzbischofs Guy de Kerimel vom vergangenen Samstag. Eigentlich hätte Spina, der verurteilter Vergewaltiger ist, das Amt zum 1. September aufnehmen sollen. Nun ist dafür Pater Léopold Biyoki vorgesehen.
Aufgrund von Spinas Vergangenheit – 2005 war Spina für die Vergewaltigung eines Schülers im Jahr 1993, dessen geistlicher Begleiter er damals war, verurteilt worden – hatte die Ernennung für erheblichen Unmut im französischen Bischofskollegium gesorgt. De Kerimel hatte angesichts öffentlicher Kritik auf Papst Franziskus und dessen Diktum, der Name Gottes sei Barmherzigkeit, verwiesen. Wenn es keine Barmherzigkeit gebe, sei das Heil für niemanden erreichbar. Man könne von Spina sagen, dass dieser über jeden Verdacht erhaben sei, weil der Glaube und die Menschlichkeit sagten, dass Umkehr möglich sei. Außerdem sei der Kanzler ein „Mann im Schatten“, der keinen Kontakt zu jungen Menschen habe.
Jesus und die Rehabilitierung von Sündern
In einer weiteren Mitteilung, ebenfalls vom vergangenen Samstag, erläutert de Kerimel sein Vorgehen: Er habe entschlossen, seine Entscheidung zu revidieren, um keine Spaltung unter den Bischöfen zu verursachen. Da seine Entscheidung von vielen als „Affront gegenüber den Opfern sexuellen Missbrauchs“ interpretiert worden sei, bitte er um Verzeihung – dies sei nicht seine Absicht gewesen. Andere hätten jedoch in seiner Ernennung auch „ein Zeichen der Hoffnung für Täter, die ihre Strafe verbüßt haben“ erkannt. Jesus, so der Erzbischof weiter, sei in seiner „Rehabilitierung von Sündern und Schuldigen“ sehr weit gegangen: „Er berief Männer wie Matthäus, den Zöllner, Petrus, den Verräter, Paulus, den Verbrecher, Maria Magdalena, die Prostituierte, und viele andere in verantwortungsvolle Positionen.“ Diejenigen, die die Aufgabe hätten, das Evangelium zu bezeugen, könnten die „Barmherzigkeit nicht ignorieren, die Jesus immer gezeigt hat“.
Das Leitungsgremium der französischen Bischofskonferenz hatte de Kerimel bereits vor rund einer Woche gebeten, seine Ernennung zu überdenken. Man habe gelernt, die Ereignisse aus Sicht der Opfer zu sehen und wolle diesen „Weg der Umkehr“ fortsetzen. (DT/jra)
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