Was war das für ein Jahr! 2025 brachte viel Neues und viele Veränderungen mit sich. Es war für uns das erste Jahr als kleine Familie mit Baby. Das Fazit nach gut über eintausend gewechselten Windeln und keiner einzigen durchgeschlafenen Nacht: Ein kurzes Babylachen oder ein kleines „Papa“ lassen die Anstrengungen ganz schnell vergessen. Auch für meinen Glaubensweg war 2025 ein bedeutsames Jahr. Nach einem unruhigen Start gab mir die zweite Jahreshälfte endlich Orientierung und wertvolle Erkenntnisse.
Im gesamten Jahr offenbarte sich, worauf es wirklich ankommt: Geduld und Gottvertrauen. Das zeigte sich zum Beispiel in einem Bibelkreis für junge Erwachsene, den meine Frau und ich seit Januar einmal im Monat für unsere Gemeinde veranstalteten. Insgesamt waren an nur vier Terminen Teilnehmer da. Mehr als zwei Gäste bei einem Treffen hatten wir nie. Zwei andere Bibel-Workshops, die wir veranstalteten, waren besser besucht: Es kamen intensive Gespräche über Gottes Wort zustande, und nicht wenige Teilnehmer forderten Folgetermine ein. Was ist das Fazit daraus? Den Bibelkreis werden wir zum Jahresende aufgeben. Vielleicht war nicht der richtige Moment dafür. Ich bin dennoch froh, dass wir uns das Jahr dafür genommen haben – man muss jedoch auch wissen, wann man ein Projekt beendet, damit es nicht unnötigerweise Zeit und Energie raubt. Wie wir mit den einzelnen Workshops verfahren, ist noch offen. Auf jeden Fall ist die Motivation für neue Projekte nicht erloschen.
Gott hat eine Ewigkeit an Zeit
Der Bibelkreis hat mir vor Augen geführt, dass es nicht unser menschlicher Zeitplan ist, nach dem das Leben läuft. Gott hat Zeit; wenn nötig, sogar eine Ewigkeit an Zeit. Als Mensch will man vieles sofort haben, will den direkten Erfolg. Doch mit Gott läuft es anders: Er richtet uns erst einmal aus, lässt uns wichtige Lektionen lernen und schenkt dann seine Gnade mit Bedacht und zur rechten Zeit. Manchmal fühle ich mich wie jemand, der ein Samenkorn einpflanzt und es direkt danach wieder ausgräbt, in der Hoffnung, sofort die Ernte zu bekommen. Wenn aber Gott aussät, muss der Same erst keimen, er muss gepflegt werden, und langsam geht die Pflanze auf – von Frucht und Ernte sind wir dann noch weit entfernt. Hier heißt es: auf Gott vertrauen. Darauf vertrauen, dass das Gute Zeit braucht und dass wir versuchen sollten, diesen Prozess nicht durch unsere Eile zu stören.
Was aber hilft, Geduld und Gottvertrauen aufzubauen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass beides durch Regelmäßigkeit und Ordnung im Glaubensleben wächst. Das kann schon mit kleinen Gebetsroutinen oder regelmäßigen Stoßgebeten funktionieren. Es hilft, kleine Gebete und einzelne Verse parat zu haben, um sich in Momenten der Unruhe zu besinnen und zu sammeln: „Auf Gott setzte ich mein Vertrauen, ich fürchte mich nicht. Was kann ein Mensch mir antun?“ (Ps 56,12) Dabei darf man nur nicht zu sehr an den eigenen Regeln kleben. Gott kommt für uns häufig überraschend – da gilt es, flexibel zu bleiben und dem Geist Gottes zu folgen.
Ich erlebe das Ganze als einen Prozess, als einen Weg. Das Wichtigste scheint mir, immer die Augen auf das Ziel, also auf Gott, gerichtet zu haben. Wie schnell kann man sonst vom Weg abweichen oder ihn gar nicht erst finden? Hat man den Weg gefunden, sind Ausdauer und Standhaftigkeit gefragt. Unser großes Glück liegt darin, dass wir auf diesem Weg nicht alleingelassen werden. Wir haben einen mächtigen Verbündeten, der uns führen will. Und so können wir immer auf die Verheißung des Psalmisten über den seligen Mann schauen, der Gefallen hat an der Weisung des Herrn: „Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken.“ (Ps 1,3)
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