Die spanische Kongregation der „Hermanas de la Doctrina Cristiana“ gehört zu den zahlreichen Ordensgemeinschaften, die im ausgehenden 19. Jahrhundert gegründet wurden, um das Leben der Arbeiter in den aufkommenden Industriegebieten menschlicher zu gestalten – durch Bildung, religiöse und moralische Unterweisung, Unterstützung der Armen und Pflege der Kranken. Gründerin der Kongregation ist die Witwe Miquela Grau, für die ein Seligsprechungsprozess im Gang ist. Während der Christenverfolgung im Spanischen Bürgerkrieg erlitt die Generaloberin der Ordensgemeinschaft, M. Angeles de San José, zusammen mit 14 Mitschwestern das Martyrium. Sie wurden am 1. Oktober 1995 gemeinsam mit weiteren Märtyrern des Spanischen Bürgerkriegs und der Französischen Revolution von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 20. November.
Francisca Desamparados Honorata Lloret Martí, so der bürgerliche Name von M. Angeles, wurde am 16. Januar 1875 in Villajoyosa, einem malerischen Ort an der spanischen Costa Blanca, geboren. Nach einer Ausbildung als Grundschullehrerin trat sie 1903, mit 28 Jahren, in die 1886 gegründete Kongregation der „Hermanas de la Doctrina Cristiana“ ein, deren Hauptaufgabe die katechetische Unterweisung von Kindern war. Hier nahm sie den Ordensnamen Angeles de San José an. Innerhalb der Gemeinschaft wurde sie auf verantwortungsvolle Posten gewählt. Sie war Hausoberin, Generalsekretärin und ab 1931 Generaloberin.
Schwestern in Zivilkleidung
Als im Juli 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach und eine systematische Verfolgung der Kirche begann, befand sie sich im Mutterhaus in Mislata bei Valencia. Um die Gemeinschaft zu schützen, zogen die Schwestern in eine Privatwohnung im Randgebiet von Valencia um. Hier lebte sie zusammen mit zwei weiteren Schwestern, die sich ebenfalls im Leitungsdienst befanden, einigen älteren Mitschwestern sowie weiteren Schwestern, die aufgrund der Verfolgung ihre Klöster verlassen mussten: María del Sufragio (48), Generalvikarin und Novizenmeisterin; María de Montserrat (76), ehemalige Generaloberin und Mitglied des Generalrats; Teresia de San José (60), Kunstmalerin, Novizenmeisterin und Hausoberin des Generalats; Maria Isabel Ferrer Sabría (80), Gründungsmitglied der Kongregation; María de la Asunción (77), ehemalige Hausoberin; María de la Concepción (75), Schneidermeisterin; María Gracia (67), Lehrerin; María del Sagrado Corazón (45), Lehrerin und Internatsleiterin; María del Socorro (51), Erzieherin im Waisenhaus; María Dolores (37), Lehrerin; Ignacia del Santísimo Sacramento (74), Küchenschwester; María del Rosario (81), Lehrerin; María de la Paz (51), Küchen- und Krankenschwester.
Die Novizinnen hatte die Generaloberin nach Hause geschickt, nur Marcéla de San Tomás blieb in der Gemeinschaft, da sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hatte. Schwester Angeles ordnete an, dass alle Schwestern Zivilkleidung tragen, sich möglichst viel im Haus aufhalten und sich dem Gebet widmen sollten. Einige erteilten im Untergrund weiterhin Katechismus-Unterricht. „Helfen wir einander in den furchtbaren Zeiten, die wir durchmachen“, mahnte Schwester Angeles die Gemeinschaft. „Und wenn es der Wille des Allmächtigen ist, dass wir uns hier auf Erden nicht mehr sehen, bleiben wir vereint in der ewigen Umarmung des Himmels.“
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wurde die Gemeinschaft von den Revolutionären entdeckt. Am Abend des 19. November 1936 hielt ein Transporter vor dem Haus. Die Schwestern wurden aus der Wohnung getrieben, an einen einsamen Ort bei Paterna außerhalb von Valencia gefahren und dort gegen ein Uhr nachts erschossen. Der Friedhofsgärtner setzte die Leichname der Märtyrerinnen zwei Tage später auf dem örtlichen Friedhof bei.
Ihre sterblichen Überreste wurden 1940 exhumiert und ruhen heute im Mausoleum der „Hermanas de la Doctrina Cristiana“ auf dem Friedhof von Mislata, beim Mutterhaus der Kongregation.
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