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Hamburger Erzbischof Heße bietet Amtsverzicht an

Nachdem ihn das heute veröffentlichte Kölner Missbrauchsgutachten schwer belastet hatte, hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße angekündigt, Papst Franziskus seinen Amtsverzicht anzubieten.
Neues Missbrauchsgutachten - Stefan Heße
Foto: Axel Heimken (dpa) | Bietet Papst Franziskus seinen Rücktritt an, um Schaden vom Amt des Erzbischofs sowie vom Erzbistum Hamburg abzuwenden: der Hamburger Erzbischof Stefan Heße.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat angekündigt, Papst Franziskus seinen Amtsverzicht anzubieten. Er gehe diesen Schritt, um Schaden vom Amt des Erzbischofs sowie vom Erzbistum Hamburg abzuwenden, erklärte Heße am Donnerstagnachmittag in einer Reaktion auf die Veröffentlichung des Gutachtens durch den Strafrechtler Björn Gercke, die per Livestream online übertragen wurde.

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Heße: Bereit, meinen Teil der Verantwortung zu tragen

Zwar habe er sich nie an Vertuschung beteiligt, so Heße. Dennoch sei er bereit, seinen Teil der Verantwortung „für das Versagen des Systems“ zu tragen. „Ich muss und will die Konsequenzen aus meinem damaligen Handeln und aus den mir zur Last gelegten Pflichtverletzungen ziehen.“ Er bedauere, wenn er durch Handeln beziehungsweise Unterlassen Betroffenen und Angehörigen neuerliches Leid zugefügt haben sollte.

Da die Vorgänge zum Teil schon viele Jahre zurückliegen würden, so der Hamburger Erzbischof, und er zudem nicht über eigene Akten verfüge, erachte er eine derartige Aufarbeitung, wie sie in Form des Kölner Gutachtens geschehen sei, für sehr bedeutsam, da ihm dies das eigene Handeln vor Augen geführt habe. Solch ein externer Blick sei für jede Aufarbeitung unverzichtbar. „Ich habe immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt“, erklärte Heße. Er habe schwierige Aufgaben aus der Überzeugung heraus angenommen, dass er als Person und die Kirche als Institution die Pflicht hätten, Täter zur Verantwortung zu ziehen und systemische Ursachen aufzubrechen. „Niemand ist fehlerfrei, auch ich nicht“, so Heße wörtlich.

Heße, ehemaliger Kölner Personalchef und Generalvikar, waren in der am Donnerstag in Köln präsentierten Untersuchung elf Pflichtverletzungen in neun Aktenvorgängen zur Last gelegt worden. Der 54-Jährige soll es versäumt haben, kirchliche Verfahren zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen einzuleiten. Zudem soll er mehrere Fälle nicht an die Staatsanwaltschaft oder an den Vatikan gemeldet haben. DT/mlu/ska

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