Wo das traditionelle katholische Leben verschwindet, breitet sich keineswegs automatisch kultivierte Säkularisiertheit aus, sondern Karikaturen des kirchlichen Lebens und unverhüllte Vulgarität. Man darf daher die selbstgefällig wirkende Lesart des Bistums Münster, der von der örtlichen Pfarrei und dem Caritasverband organisierte Christopher Street Day in Haltern am See sei eine fröhlich-bunte Premiere gewesen, die eine Neuauflage wert sei, bezweifeln.
Wissen die, was sie tun?
Denn schon die Vorankündigung Die Gemeinde versprach vorab „rotzige Runs“ und Buchtitel wie „All The F*cks We Give“, warf die Frage, auf, ob die Veranstalter eigentlich wissen, was sie tun. Mit welchem Recht darf unterstellt werden, Primitivität treffe den Nerv homosexuell veranlagter Menschen? Es sind keineswegs verklemmte Bildungsbürger, die inzwischen an Christopher Street Days die Straßenzüge meiden, in denen sich das aufdringliche Spektakel vollzieht. Das nicht nur für Kinder verstörende Bildprogramm ist auch Teilen der angeblichen Zielgruppe zuwider.
Wer meint, alle gleichgeschlechtlich veranlagten Menschen, seien sie getauft oder nicht, identifizierten sich mit schrill aufgetakelten Dragqueens, halbnackten Personen im Straßenbild und Buchautoren, die Fäkalienvokabular gebrauchen, diskriminiert sie in Wahrheit. Die Gemeinde ist den Firmlingen, die dem Vernehmen nach den Anstoß für die Veranstaltung gaben, die Wahrheit über die Katholische Kirche schuldig geblieben. Gerade, weil die Katholische Kirche Homosexuelle als geliebte Geschöpfe Gottes betrachtet und ihr ewiges Heil will, haben sie Besseres als Christopher Street Days verdient.
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