Rein äußerlich fällt eine bedeutende Änderung auf: Das Kreuz, das in den vergangenen Jahrzehnten ganz oben auf der Kuppel stand, ist nach vorne gewandert und ziert jetzt das Tympanon, also den vorgelagerten Giebel des Rundbaus. Manche bemängeln, das Kreuz solle versteckt oder gleichsam vom Sockel geholt werden; die Architektin meint, das Kreuz sei nun näher bei den Menschen. Die Neueröffnung der St. Hedwigskathedrale in Berlin liefert Gesprächsstoff - die „Tagespost“ hat sich die Neuinterpretation der Kirche genauer angeschaut.
Während das Erzbistum beim äußeren Eindruck weitgehend auf Kontinuität setzt, kritisieren Beobachter, dass der Innenraum kaum mehr wiederzuerkennen sei, berichtet „Tagespost“-Autor Oliver Gierens. Nicht nur, dass die Wände inzwischen ganz in Weiß gehalten sind und damit einen völlig anderen Raumeindruck vermitteln als zuvor, hat der Kirchenraum ein typisches Charakteristikum der Nachkriegszeit verloren: Weg ist die Öffnung vor dem Altar – oder „das Loch“, wie die Kritiker sie verächtlich tituliert hatten, die seit dem Wiederaufbau Anfang der 1960er Jahre durch den Düsseldorfer Architekten Hans Schwippert (1899-1973) das Bild der Kathedrale entscheidend geprägt hat. Diese Änderung ist nicht nur ästhetisch relevant: Für viele Ostberliner Katholiken galt „das Loch“ als Symbol für den Widerstand und zu Identifizierung. DT/reg
Erfahren Sie alles über den Umbau der Hedwigskathedrale in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.