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Schönburg: „Tagespost“ muss „so gut es geht Brückenbauer sein“

Der Bild-Journalist schreibt der „Tagespost“ Liebe zur Wahrheit ebenso wie den Auftrag zum Verbinden ins Stammbuch.
Alexander Schönburg  - 75 Jahre Tagespost
Foto: Jonas Hahn | Noch sei die „Tagespost“ „das letzte gemeinsame, die tiefen kirchlichen Gräben verbindende Forum“, so Schönburg. Mit einer Verbarrikadierung in Echokammern dürfe man sich nicht zufriedengeben.

„Was, wenn die Wahrheit nicht mehr mehrheitsfähig ist?“ – „Nicht mit dem Zeitgeist schunkeln, gilt das immer noch?“ „Tagespost“-Kolumnist und Bild-Journalist Alexander von Schönburg zog in seiner Festrede zum 75. Jubiläum ein launiges, aber durchaus nachdenkliches Resümee zur Lage des katholischen Journalismus.

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Zu Paulus‘ Zeiten, im antiken Ephesus, sei der Druck, sich „dem öffentlichen Comment, zum Beispiel in Fragen der sexuellen Freizügigkeit, anzuschließen“ sicher nicht sehr viel geringer gewesen als heute. „Wenn man sich damals nach den Zeiten gerichtet hätte, hätten wir jetzt auf jeden Fall Frauenpriestertum… und Tempeldienste jeder Art“, so von Schönburg scherzhaft. Der Versuch jedoch, sich als Kirche der Welt zu öffnen, habe nach nun fünfzig Jahren, dazu geführt, „dass wir uns so weit angepasst haben, dass wir unsere ureigensten Anliegen nicht mehr verständlich machen können“. Demgegenüber sei das „Anders sein“, das Anecken, Auftrag des Evangeliums. „Es muss nicht ein Nachteil sein, ausgegrenzt zu sein.“

Über die Kernleserschaft hinauswirken

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Dies unterscheide die heutige Perspektive von derjenigen, die Caspar von Schrenck-Notzing in seiner Festrede zum 50-jährigen Jubiläum der „Tagespost“ vor 25 Jahren vertreten habe. „Ihm war selbstverständlich das Eingehen auf progressive Kräfte höchst suspekt. Aber ehrlich gefragt: Geht es noch ohne?“ Aus heutiger Sicht scheine ihm eine publizistische Stimme „nur dann gewichtig, wenn sie es schafft, über die vermeintliche Kernleserschaft hinauszuwirken“. Im Abbruch des Miteinanders, in der sich verschärfenden Grabenkampfmentalität müsse die „Tagespost“ „so gut es geht Brückenbauer sein“. Noch sei die „Tagespost“ „das letzte gemeinsame, die tiefen kirchlichen Gräben verbindende Forum“. Mit einer Verbarrikadierung in Echokammern dürfe man sich nicht zufriedengeben.

Ein guter katholischer Journalist sei also einerseits der, für den „neben den journalistischen Standards auch das Lehramt der Kirche und das Ethos des Evangeliums maßgeblich ist“. Doch was, so Schönburg, bedeute das konkret? „Gebunden bei den letzten Fragen und bei den vorletzten ist alles offen?“ Ein Blick auf Augustinus‘ Geschichtsphilosophie mahne so auch, „vom Ende her zu denken“ – und dem Schwarz-Weiß-Denken zu entsagen. „Hier in diesem Äon ist alles nur unter Vorbehalt entschieden – denn Richter allein ist einer“. Es gebe daher auch nicht „den Bösen“, sondern eher „das Böse“. Die Welt brauche demzufolge Brückenbauer. Und als solcher müsse auch "Die Tagespost“.

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