Der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn hat am Donnerstag im Augsburger Dom das Vorbild der Heiligen für heute in den Fokus gerückt. Beim Pontifikalamt anlässlich des 1100. Jahrestags der Bischofsweihe des Bistumspatrons Ulrich, dem der Kardinal als Päpstlicher Legat vorstand, unterstrich er, dass neben den historischen Heiligen auch die einfachen Gläubigen in den Pfarreien für die Kirche von Bedeutung seien: „Menschen, vor denen man Ehrfurcht verspürt, Menschen mit einer tiefen Frömmigkeit oder auch Menschen, die Vorbild sind, wie sie schwierige Situationen meistern“.
Heiligkeit kann man nicht produzieren
Heiligkeit spürten die Menschen: „Da ist etwas, dass größer ist“, stellte der Kardinal fest und erinnerte an die Redeweise, dass jemand „im Geruch der Heiligkeit“ verstorben sei. Bischöfe würden vom Papst ernannt, heilige Bischöfe würden vom Volk ernannt, so Schönborn. „Ohne Verehrung des Volkes gibt es keine Heiligsprechung“. Bei Heiligen wie Ulrich suchten die Menschen Schutz, wovon die lange Liste der ihm zugeschriebenen Wunder zeugte. Lange vor der Seligsprechung hätten Menschen gespürt, dass Ulrich ein Heiliger gewesen sei. „Das sind die echten Volksabstimmungen“, so der Kardinal. Das Wesen der Heiligkeit beschrieb er als Freundschaft mit Jesus und zitierte den heiligen Augustinus.
Dieser habe Freundschaft als Übereinstimmung des Willens charakterisiert: „Das selbe wollen und das selbe nicht wollen“. Heilige könne man nicht produzieren und Heiligkeit mache niemand selbst, sondern sie sei ein Geschenk Jesu, sagte der Kardinal in Anspielung auf das Jesuswort aus dem Johannesevangelium: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt ( ). Bei aller Ungewissheit über die künftige Gestalt der Kirche sei sicher: „Es wird Heilige geben, und sie werden Freunde Jesu sein“. DT/reg
Lesen Sie den vollständigen Bericht vom Ulrichsfest in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.