Erzbistum Paderborn

„Queersensible“ Pastoral: Geschwister statt Schwestern und Brüder

2022 wurden in einigen Bistümern „queersensible“ Arbeitskreise gegründet. Das Erzbistum Paderborn hat seine Bemühungen um Diversität nun in einem Onlineforum vorgestellt.
Kirchenwand mit Forderungen in Ahaus
Foto: IMAGO/Werner OTTO (www.imago-images.de) | Die Forderungen des Synodalen Weges finden Ihren Weg in die Praxis. Kirchenfassade mit Forderungen nach Diversität in Aahaus.

Das Erzbistum Paderborn hat am Dienstagabend ein Onlineforum zum Thema Kirche und Diversität veranstaltet. Auf der für alle Interessierten offenen Online-Veranstaltung mit dem Titel „Diversität. Vom Umgang mit Vielfalt in Kirche“ (sic) stellten Vertreterinnen der jeweiligen Arbeitskreise die Aspekte vor, die das Erzbistum auf den Gebieten Inklusion, „geschlechtersensible Pastoral“ und „queersensible Pastoral“ berücksichtigen will.

„Wenn Toiletten nach Geschlecht getrennt sind, gibt es eine Tür, die für mich passt“. Wer dieser Aussage zustimmen könne, so Dorothee Holzapfel vom Arbeitskreis queersensible Pastoral, sei privilegiert. Das „checken“ von Privilegien soll allgemein dazu dienen, implizite Diskriminierungen sichtbar zu machen, und darauf zu reagieren. Ziel queersensibler Pastoral sei konkret etwa, sogenannte „safe spaces“, „sichere Räume“ zu schaffen, in die queere, also nonbinäre, schwule, lesbische und transgender Menschen mit ihren seelsorglichen Bedürfnissen kommen könnten, ohne Angst haben zu müssen, mit Vorurteilen konfrontiert zu werden.

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Vielfalt als Gebot der Nächstenliebe

Holzapfel empfahl den Zuhörern für die konkrete Arbeit in ihren Pfarreien, Zeichen zu setzen. Am 17. Mai, dem internationalen Tag gegen Homophobie und Transfeindlichkeit, könne man Regenbogenflaggen aufhängen. Fürbitten für Menschen, die unter der geltenden Grundordnung des kirchlichen Dienstes leiden, seien genauso zu befürworten wie die auf dem Synodalen Weg eingeführte Anrede „liebe Geschwister“ statt „liebe Schwestern und Brüder“, da so auch weitere Geschlechter mitgemeint sein könnten. Die „Bibel in gerechter Sprache“ solle in der Liturgie häufiger Anwendung finden. Vom nächsten Paderborner Bischöfe erwarte sie die Zusicherung, dass Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare für die verantwortlichen Mitarbeiter keine negativen Konsequenzen haben dürften.

Vielfalt anzunehmen und zu integrieren, sei ein Gebot der Nächstenliebe, sagte Anne Weber, Mitglied des Arbeitskreises „geschlechtersensible Pastoral“. Das Ethos der Evangelien sei nichtdiskriminierend. Daher müssten nichtdiskriminierende Strukturen geschaffen werden. In der Praxis wünsche Sie sich für die Priesterausbildung, dass „Diversitätssensibilität zum Grundwerkzeugkasten der nachfolgenden Priestergeneration“ gemacht werde. So etwas wie eine Frauenquote im Kirchenvorstand brauche es natürlich auch, so Weber auf Nachfrage der Moderatorin.

Mangelnde Inklusion in Pfarrgemeinderäten

Anja Fecke, Beauftragte für Behinderten-Seelsorge, mahnte eine inklusivere Gestaltung der kirchlichen Veranstaltungen an. Die mangelnde Inklusion von Behinderten zeige sich in der geringen Zahl von Menschen mit Behinderung beispielsweise an verantwortlichen Stellen in Pfarrgemeinderäten. Es brauche mehr Gottesdienste, Angebote und Materialien in leichter Sprache und Gebärdensprache.

Der Arbeitskreis „queersensible Pastoral“ besteht in Paderborn seit dem ersten Januar dieses Jahres. Auch in anderen Bistümern, so beispielsweise in Mainz und München, waren in diesem Jahr ähnliche Einrichtungen gegründet worden. Mittlerweile gibt es laut Holzapfel auch eine überdiözesane Konferenz für Beauftragte für queersensible Pastoral. Das verstärkte Bemühen der Bistümer um eine Neuausrichtung der Pastoral in Übereinstimmung mit Forderungen von Genderwissenschaft und LGBTIQ-Aktivisten entspricht dabei den Forderungen des Synodalen Weges zu einer neuen Sexualethik. Trotz der Ablehnung des Grundtextes des Synodalforums IV bei der Synodalversammlung im September dieses Jahres hatten einzelne Bischöfe sich dafür ausgesprochen, die entsprechenden Forderungen umzusetzen. DT/jra

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