Für eine Kirche, in der es „keine Mauern“ gibt, hat sich Papst Franziskus am Donnerstag auf Zypern ausgesprochen. Angesichts der seit 47 Jahren gespaltenen Insel meinte der Papst in seiner Ansprache in der maronitischen Kathedrale von Nikosia: „Wir brauchen eine geschwisterliche Kirche, die für die Welt ein Werkzeug der Geschwisterlichkeit sein möge. Wir dürfen die Vielfalt nicht als Bedrohung sehen.“
Kirche als "Ort der Vielfalt"
Tatsächlich besteht die kleine katholische Minderheit auf Zypern aus Gläubigen des lateinischen, des maronitischen und des armenischen Ritus sowie aus zahlreichen Nationen. Franziskus bezeichnete die Kirche deshalb als einen „Ort der Vielfalt“. Diese Verschiedenheit sei ein Reichtum, ja der Heilige Geist selbst sei der Schöpfer der Verschiedenheit und der Harmonie.
Der Papst warb in der Begegnung mit den Patriarchen, Bischöfen, Ordensleuten und Priestern für „eine geduldige Kirche, die das Neue gelassen aufnimmt“. An die Anwesenden in der Kathedrale appellierte er: „Wir müssen wieder anfangen, geduldig das Evangelium zu verkünden, vor allem der jungen Generation.“
Franziskus weicht vom Redemanuskript ab
Dabei sollten die Priester „niemals strenge Richter, sondern barmherzige Väter“ sein. Abweichend von seinem Manuskript meinte Papst Franziskus: „Seid barmherzig, denn das bedeutet es, das Herz eines Vaters zu haben.“ Gott selbst werde nicht müde zu vergeben.
Die Kirche wolle „nicht uniformieren, sondern integrieren“, denn sie sei eine Mutter. Eben so erinnere sie ganz Europa daran, dass man Spaltungen überwinden und Mauern niederreißen muss, sagte der Papst in der geteilten Hauptstadt Zyperns. Das Oberhaupt der mit dem Papst unierten Maroniten, Patriarch Bechara Boutros Rai, betonte in seiner Ansprache die tausendjährige Präsenz der maronitischen Christen auf Zypern sowie ihre hervorragenden Beziehungen zu den Katholiken der anderen Riten und den Orthodoxen. DT/sba
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