Mit der gestern veröffentlichten Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie sei das „Dauernarrativ des Synodalen Weges, nach dem Missbrauch systemische Ursachen spezifisch katholischer Prägung habe“ endgültig vom Tisch. Das schreibt die Initiative „Neuer Anfang“ in einer Pressemitteilung vom Freitag. Sie fordert die katholische Kirche in Deutschland auf, einen „Weg der Umkehr und Vertiefung zu beginnen“ und die aufgrund einer falschen Grundbehauptung auf dem Synodalen Weg getroffenen Entscheidungen zu revidieren.
Die Behauptung des Synodalen Weges, Missbrauch habe „eine spezifische konfessionell-katholische Kontur“, sei „in keiner Weise greifbar“, so der „Neue Anfang“. Diese Aussage sei „zu keinem Zeitpunkt wissenschaftlich gedeckt“ gewesen — „weder durch die MHG-Studie selbst noch durch das weltweit vorliegende Studienmaterial insgesamt".
Systemische Faktoren sind institutionsübergreifend
Es stimme zwar, dass systemischen Strukturen wie „Machtgefälle, unklare Rollenmuster, die Manipulationsfähigkeit potentieller Täter in asymmetrischen Beziehungskonstellationen“ Missbrauch begünstigen könnten — sie seien aber „weder spezifisch katholisch noch konfessionsgebunden, sondern institutionsübergreifend“. Überall, wo mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet werden, könnten dies genannten Faktoren Missbrauch „systemisch“ fördern.
Einen Hinweis auf zusätzliche „spezifisch katholische“ Faktoren „von signifikanter und bedeutender Wirksamkeit“ werde weder in der evangelischen ForuM-Studie noch in der katholischen MHG-Studie sichtbar, so die Initiative weiter. Beide Studien würden zeigen, dass die Kirchen das Missbrauchsproblem „lange Zeit nicht gut bewältigt und beantwortet haben“. DT/dsc
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