Am Freitag hat das KBI (Kansas Bureau of Investigation) einen Bericht zu Missbrauch in der katholischen Kirche in Kansas veröffentlicht. Insgesamt hat das KBI im Zeitraum der letzten 50 Jahre 188 Hauptamtliche identifiziert, die unter dem Verdacht stehen, Verbrechen begangen zu haben, darunter auch die Vergewaltigung von Kindern. Neue Gerichtsverfahren werde es aber laut dem Bericht voraussichtlich nicht geben, da die Fälle bereits verjährt seien.
Diözesen im ganzen Staat hätten es laut dem KBI häufig unterlassen, kirchliche Maßnahmen bei Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs durchzusetzen. „Objektiv betrachtet gab es Praktiken, um die Wahrheit über solche Vorfälle zu vertuschen“, so der Wortlaut des Textes.
Mangelhafte Systeme bei der Aktenführung in den Diözesen hätten die Aufklärungsversuche erschwert. Auch die Tatsache, dass Fälle verjährt oder Täter oder Betroffene verstorben seien, habe den Ermittlungen im Weg gestanden. Zudem hatten einige Betroffene im Zuge von Zivilverfahren Geheimhaltungsvereinbarungen unterschrieben und verweigerten deshalb zunächst die Kooperation mit dem KBI.
Die Schwere von klerikalem Missbrauch minimiert
Die Kirche habe im Umgang mit Missbrauch häufig eine Sprache verwendet, die die Schwere von klerikalem Missbrauch minimiert habe. „Statt einen Priester als Verbrecher oder Vergewaltiger zu bezeichnen, wurden Begriffe wie „Grenzüberschreitungen“ gebraucht“, so der Bericht. Auch habe die Kirche als Begründung für die Suspendierung von beschuldigten Priestern oft Alkoholismus, Krankheit oder Pensionierung genannt. Häufig seien Missbrauchsvorwürfe nicht der Polizei gemeldet worden. Auch bei gut begründeten Missbrauchsvorwürfen habe die Kirche oft weiter für Unterkunft und Lebenserhaltungskosten des Täters bezahlt. „In manchen Fällen ermöglichte das Priestern, mehr Kinder zu missbrauchen“, so der Bericht.
Der Bericht betonte allerdings auch, dass die Kirche bereits 1998 Maßnahmen getroffen habe, um Vertuschung zu vermeiden: „Die Zahlen der Kirche zeigen einen Rückgang an erwiesenen Missbrauchsfällen über die Jahrzehnte, besonders in den letzten Jahren.“
Die Erzdiözese von Kansas City dankte am Samstag dem KBI für seine Arbeit. Erzbischof Joseph Naumann entschuldigte sich zusammen mit Bischöfen im ganzen Bundesstaat „aus tiefstem Herzen“ bei den Betroffenen, ihren Familien, den Gläubigen und der katholischen Kirchengemeinde in Kansas City. Die Kirche handele heute laut Naumanns Statement „mit Fokus auf die Betroffenen, nach aufbauenden Prinzipien, um den schweren Schäden von Missbrauch und seiner Gefahr zu begegnen.“ DT/sdu
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