Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Nach Hamas-Terror in Israel

Libanon darf nicht in „weiteren Krieg hineingezogen“ werden

Nach Gegenschlägen der Israelis auf die libanesische Hisbollah berichtet „Kirche in Not“ von wachsender Kriegsangst unter Christen im Libanon.
Christen im Libanon
| Das Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt im Libanon ein Fortbestehen christlicher Bildungseinrichtungen. Der Libanon ist Heimat der größten christlichen Bevölkerung im Nahen Osten. Im Bild: junger Christ im Libanon.

Im Libanon wächst unter den Christen die Angst vor der Verbreitung des Krieges in Israel auf ihr eigenes Land, berichtet das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN). Marielle Boutros, eine Mitarbeiterin der Werks vor Ort, erklärte laut einer Pressemeldung am Montag: „Was wir jetzt erleben, bringt alte Ängste zurück. Wir fühlen uns von den Schatten des Krieges von 2006 heimgesucht“.

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Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet, sei die Lage an den nördlichen Außengrenzen Israels seit dem Massaker der Hamas und der militärischen Reaktion Israels höchst angespannt. Laut Angaben der israelischen Armee seien am Sonntag mehrere Raketen aus dem Libanon auf Ziele in Israel abgefeuert worden. Als Reaktion habe das Militär gegen die libanesische Hisbollah zurückgeschlagen, die zusammen mit der Hamas und der Miliz Islamischer Dschihad (PIJ) als größte Terrororganisation in der Region klassifiziert wird. Ab Montag beginnt überdies eine neue Phase des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen, aus dem der Raketenbeschuss andauert.

Libanesen sind nicht bereit, den Krieg „noch einmal durchzumachen“

Boutros bemerkte zu den Angriffen im Heiligen Land: „Wir beten für die Opfer und ihre Familien, aber wir sind auch um unser eigenes Land besorgt: Wir wollen nicht, dass der Libanon in einen weiteren Krieg hineingezogen wird.“ Nach den Terroranschlägen der Hamas hatte das israelische Militär auch Stellungen der Hisbollah im Süden des Libanon bombardiert. Einige Christen seien bereits aus dem südlichen Tyrus in die Hauptstadt Beirut geflohen.

Ihre Generation habe bereits bereits zwei Kriege erlebt, so Marielle Boutros: Nach dem Libanesischen Bürgerkrieg zwischen 1975 und 1990 und dem Libanonkrieg 2006 seien sie „nicht bereit, das alles noch einmal durchzumachen“. Der Libanon leidet aktuell unter schweren wirtschaftlichen und politischen Krisen. Konkret gibt es in dem Land seit den Parlamentswahlen im Mai 2022 keine handlungsfähige Regierung.

Boutros wirkt im Libanon als Lehrerin an einer kirchlichen Schule. Sie bemerke bei ihrem Besuch des deutschen Zweiges von „Kirche in Not“ im September, dass islamistische Organisationen wie die Hisbollah durch die innere Instabilität zunehmend Boden gewinnen. Dies sei besonders auch in der Bildung zu sehen, da viele staatliche Schulen aus finanziellen Gründen ihre Arbeit einstellen mussten: „Würden jetzt die über 300 kirchlichen Schulen im Libanon auch noch ausfallen, würden sofort islamistische Organisationen in diese Lücke springen. Eine weitere Radikalisierung wäre die Folge“, so Marielle Boutros.

Die libanesische Kirche ist ein Fels für die ganzen Region

Das Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt im Libanon ein Fortbestehen christlicher Bildungseinrichtungen. Der Libanon ist Heimat der größten christlichen Bevölkerung im Nahen Osten: Ein knappes Drittel der fast sechs Millionen Einwohner.

Viele gut ausgebildete junge Christen verlassen das Land. Diese Entwicklung, befürchtet Boutros, könne durch den Krieg im Heiligen Land noch verstärken werden: „Die Kirche im Libanon ist ein Fels für die Menschen in der ganzen Region. Fällt die christliche Gemeinde im Libanon, fällt das Christentum im gesamten Nahen Osten.“ DT/jmo

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