Zum 90. Jahrestags des Konkordats zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl haben Wissenschaftler, darunter der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic, bei einer Veranstaltung der Katholischen Akademie über verschiedene Perspektiven auf den Vertrag diskutiert. Alexander Hollerbach, Staatskirchenrechtler aus Freiburg, diagnostizierte eine „historisch-genetische Last“, die Jahrzehnte lang auf dem Konkordat gelegen habe, da es die erst völkerrechtliche Abmachung des nationalsozialistischen Staates nach der Machtergreifung gewesen sei.
Kein „Hitler-Konkordat“
Dagegen hielt der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic: „Der Heilige Stuhl schaut auf das Konkordat mit Zufriedenheit zurück.“ Dass der Vatikan dem Nazi-Regime durch das Konkordat Legitimation verliehen hätte, sei sowjetische und nationalsozialistische Propaganda gewesen, um den Heiligen Stuhl zu diskreditieren. Der Staatsvertrag sei kein „Hitler-Konkordat“. Der Heilige Stuhl schließe Konkordate mit Staaten, nicht mit Regierungen.
Dass das Reichskonkordat „vom Vertragsinhalt her kein nationalsozialistisch geprägtes oder verfärbtes Konkordat“ sei, arbeitete Jan H. Wille von der Universität Hamburg heraus. „Die genetische Last hat sich ausgeschwitzt. Der Historiker Thomas Brechenmacher hob hervor, dass es das Ziel des Heiligen Stuhls hin, die „rechtliche Situation der Kirche auf lange Sicht festzuschreiben“. DT/sdu