Am Freitag beginnt eine der missionarisch relevantesten Zeiten des Kirchenjahres: der Frauendreißiger. Vom Hochfest Maria Himmelfahrt bis zum Fest der Sieben Schmerzen Mariens vereint er dreißig Tage lang liturgische Marienfeste und steht zugleich für eine Boomphase katholischen Lebensgefühls im Jahr. Vier Wochen lang dürfen die Gläubigen in Volksfrömmigkeit schwelgen und zugleich die Schätze ihres Glaubens in der Öffentlichkeit zeigen: Prozessionen, Wallfahrten, Gesänge und feierliche Liturgien sind wie dazu geschaffen, Menschen auf die Lebensfreude der Christen aufmerksam zu machen.
Auch wenn sich Gottsucher heute mehr denn je im Internet Rat holen: Die Signale katholischer Frömmigkeit und Lebensfreude im öffentlichen Raum sind wichtig für die Unterscheidung der Geister. Denn just die Sommermonate werden immer stärker von Muslimen genutzt, um auf Sommerfestivals und Freizeitveranstaltungen gezielt für den Islam zu werben. Selbst an den Schriftenständen christlicher Gotteshäuser sind schon ungefragt ausgelegte Faltblätter mit Einladungen in die nächste Moschee gesichtet worden. Und die Kirche? Katholiken brauchen nicht unbedingt einen Campingtisch mit Faltblättchen in Fußgängerzonen auszuklappen. Es genügt, wenn sie das Kirchenjahr intensiv mitfeiern, um den Menschen den Reichtum der christlichen Kultur zu zeigen.
Wie geboten das ist, lässt sich aus einer Meldung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft über einen gemobbten Musiklehrer am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bad Godesberg entnehmen, dem Schüler per Mail den Tod wünschten. Die „tonangebenden Jungs“ der Schule seien der Auffassung gewesen, Singen sei „nicht halal“. Sie und ihre Familien können von männlichen Vorbildern, denen das öffentlich gesungene Gotteslob über interreligiöse Wohlgefühle geht, durchaus profitieren. Im Frauendreißiger spiegelt sich eine unvergleichliche Lebenslust – von Sonntagskleidung über farbenfrohen Kirchenschmuck, Musik bis zum Festtagsessen. Man muss den Katechismus nicht intensiv studiert haben, um diese Anziehungskraft zu spüren. Katholiken dürfen die Seele baumeln lassen und sich im Vertrauen auf den Herrn abheben von der Tristesse aktueller Debatten um Schulkantinenessen nach muslimischen Speisevorschriften.
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