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Kardinal DiNardo zum Fall McCarrick: „Spirituelle Umkehr notwendig“

Der Vorsitzende der US-Bischöfe spricht von einer „Krise der Sexualmoral“, in der sich die Kirche befinde. Gleichzeitig verspricht er eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe.
Missbrauchsvorwüfe gegen McCarrick
Foto: Jim Lo Scalzo (EPA) | Wolle man den Weg nach vorne gehen, müssen man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, so Daniel DiNardo, Vorsitzender der US-Bischofskonferenz.

Im Fall des nach schweren Missbrauchsvorwürfen aus dem Kardinalsstand entlassenen ehemaligen Washingtoner Erzbischofs Theodore McCarrick hat der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Daniel DiNardo, nun von schwerwiegendem moralischen Versagen der Kirche gesprochen. Die Vorwürfe riefen in den Bischöfen, wie auch in ihm selbst, Wut, Trauer und Scham hervor.

„Sie zwingen die Bischöfe sich zu fragen, so wie ich es auch tue, welche zusätzlichen Maßnahmen man hätte ergreifen können, um das Volk Gottes zu beschützen“, so der Erzbischof der Diözese Galveston-Houston in einer offiziellen Stellungnahme. McCarrick wird sexueller Missbrauch von jungen Priesteranwärtern und mindestens zwei damals Minderjährigen vorgeworfen.

"Großen Schaden im Leben der Menschen angerichtet"

Sowohl die Taten des ehemaligen Erzbischofs McCarrick, wie auch die Tatsache, dass diese über Jahrzehnte hinweg geheim gehalten werden konnten, hätten im Leben der Menschen großen Schaden angerichtet und stellten schwere moralische Urteilsfehler von Seiten der Kirchenführung dar, so Kardinal DiNardo weiter.

Dieses Versagen werfe ernstzunehmende Fragen auf: „Warum wurden diese Vorwürfe der Sünde gegen die Keuschheit und die Menschenwürde nicht öffentlich gemacht, als Kirchenvertretern erstmals davon berichtet wurde? Warum wurde diese ungeheuerliche Lage nicht schon vor Jahrzehnten bekämpft, und zwar mit Gerechtigkeit? Was müssen unsere Seminaristen tun, um die Freiheit zu bewahren, eine Berufung zum Priester wahrzunehmen, ohne Machtmissbrauch zum Opfer zu fallen?“

"Entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen"

DiNardo versprach, dass die US-Bischöfe den vielen Fragen bezüglich des Fehlverhaltens des ehemaligen Kardinals McCarrick „im vollen Umfang ihrer Autorität“ nachgehen werden. Wo diese Autorität ihre Grenzen habe, werde die Bischofskonferenz mit denen zusammenarbeiten, die die Autorität besitzen. „Wir sind entschlossen, die Wahrheit in dieser Sache ans Licht zu bringen.“

Zudem seien sich die Bischöfe bewusst, so DiNardo, dass eine „spirituelle Umkehr“ notwendig sei, um die richtige Beziehung untereinander und mit Gott wieder herzustellen. „Die Kirche leidet an einer Krise der Sexualmoral.“ Wolle man den Weg nach vorne gehen, müssen man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.

DT/mlu

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